Innovative Trolleybusse der Verkehrsbetriebe Zürich erregen auch in Österreich Aufmerksamkeit

Trolleybusse sind eines der umweltfreundlichsten Verkehrsmittel überhaupt. Die Verkehrsbetriebe Zürich (VBZ) geben sich damit aber nicht zufrieden und gehen einen Schritt weiter. Die neue Trolleybusgeneration wurde mit einer innovativen Technologie zur Verbesserung der Umweltbilanz und Leistungsfähigkeit ausgestattet. Einer der Neulinge wurde seit dem 1. Oktober 2012 nach Österreich ausgeliehen und kommt in Salzburg und Linz zu Linieneinsätzen.

Der VBZ Bus im Einsatz auf der Linie 3 in Salzburg                         Foto: Marcel Manhart

 

 

Kaum angekommen, war er schon wieder weg. Der neuste Doppelgelenktrolleybus der VBZ ist am Montag 01. Oktober 2012 verladen und auf die Reise nach Österreich geschickt worden, ohne dass er zuvor im Linienbetrieb eingesetzt wurde. Während zweier Wochen wird der Bus nun auf seine Verwendungsmöglichkeiten in Salzburg und dann noch in Linz getestet, zudem hat er morgen Mittwoch noch einen Auftritt an den 10. Internationalen Salzburger Verkehrstagen. In Empfang nahm das 25 Meter lange Gefährt der Direktor der Salzburger Lokalbahnen, Kommerzialrat Gunter Mackinger, dessen Uniform die Vertreter der VBZ optisch marginalisierte und dessen Begeisterung für «Obusse» deutlich zum Ausdruck kam.

 

 

Neue Strecke in neun Monaten

 

In Salzburg sind denn auch die Oberleitungsbusse, wie die Trolleybusse dort genannt werden, ein wichtiges Mittel im Nahverkehr, so wichtig sogar, dass die Stadt unter Kennern auch als «Obus-Hauptstadt Europas» gilt. Einzig über einen Bus mit zwei Gelenken verfüge man noch nicht, bedauerte Mackinger. Dieser Mangel dürfte jedoch rasch behoben werden, sollte sich das Testfahrzeug aus Zürich bewähren. Wie der Kommerzialrat nämlich berichtete, erfreut sich der Trolleybus in seiner Stadt sehr hoher Beliebtheit, was gewisse Dinge möglich macht. So sei die Elektrifizierung einer heute von Dieselbussen betriebenen Strecke vom Bürgermeister im März gefordert worden, Ende Jahr werde sie eröffnet. Gegen solche Projekte erhebe niemand Rekurs.

 

Bei diesen Ausführungen musste der Direktor der VBZ, Guido Schoch, wohl ziemlich neidisch werden. Er hatte zuvor die nächsten Ideen zum Ausbau des Zürcher Trolleybusnetzes präsentiert – die Elektrifizierung der heutigen Buslinien 69 und 80 auf den Hönggerberg –, muss aber bis zu einer allfälligen Realisierung mit mehreren Jahren rechnen.

 

 

Mit Lithiumionenbatterie

 

Dann werden sämtliche zwölf neuen Doppelgelenktrolleybusse, die bis im Dezember 2012 geliefert werden sollen, inklusive des Österreich-Reisenden primär auf der Linie 32 in der Stadt Zürich im Einsatz sein. Von den bereits heute verkehrenden Trolleybussen unterscheiden sie sich vor allem durch ihr Notaggregat.

 

Die neuen Trolleybusse der VBZ verfügen nämlich als Notaggregat nicht mehr über einen Dieselmotor, sondern über eine Lithium-Ionen-Batterie, was weltweit in dieser Kombination einzigartig ist. Dank der Batterie werden die Fahrzeuge noch umweltfreundlicher. Auch bei Notfahrt verursachen sie keine Abgas-Emissionen. Für die Fahrgäste aber auch für Anwohner ist vor allem ihre fast geräuschlose Fahrweise bei Umfahrungen oder im Baustellenverkehr ein enormer Vorteil. Die neuen Trolleybusse haben eine deutlich höhere Leistungsfähigkeit als ihre Vorgänger und erreichen auch bei Notfahrt eine höhere Geschwindigkeit. Sobald der Bus wieder an der Oberleitung hängt, lädt sich die Batterie in maximal einer Stunde automatisch wieder auf. Die Technologie in dieser Form wurde speziell für Trolleybusse entwickelt und ist bestens für den Einsatz bei den VBZ geeignet.

 

In Salzburg wurde parallel dazu die Praxistauglichkeit dieses Fahrzeuges der Schweizer Firma Hess AG und der deutschen Vossloh Kiepe AG getestet. "Ende Woche sind diese Tests abgeschlossen, dann wird eine Entscheidung fallen", sagte Gunter Mackinger, Verkehrsdirektor der Salzburger Lokalbahnen.

 

Der Bus kostet rund eine Million Euro. In Salzburg überlegt man sich, die stark frequentierte Linie 3 vom Bahnhof quer durch die Innenstadt bis in den Süden der Stadt mit neun dieser "LighTrams" auszustatten. "Auf dieser Linie haben wir immer wieder massive Kapazitätsengpässe, die wir nur durch teure Verstärkerwagen lösen können", erläuterte Mackinger.

 

Vorerst aber wird geprüft, ob das 25 Meter lange, vierachsige Fahrzeug flüssig um jede Ecke kommt, niemanden behindert und leichtgängig genug für das tendenziell enge Salzburg ist. "Ich bin durchaus optimistisch, nach meiner bisherigen Einschätzung hat dieser Doppelgelenks-Obus sehr gute Lenkeigenschaften und scheint eine gute Option für Salzburg. Trotzdem sind viele Detailfragen noch offen, beschlossene Sache ist der Kauf des 'LighTram' keineswegs", so Mackinger.