Gutes erstes Halbjahr für alpenquerenden Schienengüterverkehr

Der alpenquerende Schienengüterverkehr ist im ersten Semester 2010 deutlich um 16.5% (+ 1.7 Millionen Nettotonnen) gewachsen. Die Zahl der alpenquerenden Fahrten schwerer Güterfahrzeuge wuchs um 7.4% (+ 43’000 Fahrten), die Menge der auf der Strasse transportierten Güter um 8.1 % (+ 0.5 Mio Nettotonnen). Damit erreicht der Marktanteil (Modalsplit) der Schiene gegenüber der Strasse mit 62.4 % wieder annähernd die Werte vor der Wirtschaftskrise.

Ein Ferngüterzug passiert den Bahnhof Göschenen                      Foto: Marcel Manhart

 

Die Gesamtmenge der alpenquerend transportierten Güter wuchs im ersten Semester 2010 um 13.2 % auf 19.2 Mio. Nettotonnen. Davon wurden 12 Mio. Nettotonnen auf der Schiene und 7.2 Mio Nettotonnen auf der Strasse transportiert. Ursache der gestiegenen Gütermenge ist fast ausschliesslich die Erholung der Wirtschaft. Die im ersten Halbjahr durch die Schweizer Alpen transportierte Gütermenge liegt aber immer noch um 9,4 % unter dem bisherigen Höchststand im ersten Semester des Jahres 2008.

 

Im Strassengüterverkehr zeigt der 1. Semesterbericht 2010 ein Wachstum der alpenquerenden Fahrten: Im Vergleich zum 1. Halbjahr 2009 fuhren 7.4% mehr schwere Güterfahrzeuge durch die Schweizer Alpen. Mit 621'000 Fahrten liegt die Fahrtenzahl rund 43'000 Fahrten über dem Vorjahresniveau, jedoch noch unter dem Niveau von 2008.

 

Im Schienengüterverkehr hat sich das Wachstum namentlich im 2. Quartal deutlich verstärkt: Nach einem Zuwachs von 12.6% im 1. Quartal wuchs der Schienengüterverkehr im 2. Quartal um 20.3%. War der Schienengüterverkehr von der Konjunkturkrise im 2009 ausserordentlich stark betroffen, so macht sich die wirtschaftliche Erholung nun in hohen Wachstumsraten bemerkbar, namentlich im alpenquerenden, unbegleiteten kombinierte Verkehr (UKV), welcher durch den Bund im Rahmen des Verlagerungsgesetzes finanziell unterstützt wird.

 

Mehrere Schienengüterverkehrs-Operateure wiesen darauf hin, dass das Wachstum noch stärker hätte ausfallen können. Allerdings konnte mehr Wachstum vor allem wegen fehlender Rollmaterialverfügbarkeit nicht realisiert werden. Dies ist u.a. auf intensivierte Instandhaltungsmassnahmen beim Rollmaterial (auch als Folge des Bahnunfalls in Viareggio Ende Juni 2009 und der in der Folge höheren Anforderungen an die Wagenhalter) zurückzuführen.

 

Mit 38% hat der UKV einen grösseren Anteil am gesamten alpenquerenden Güterverkehr als vor der Wirtschaftskrise und stellt gleichzeitig wieder das stärkste Segment im alpenquerenden Güterverkehr dar. Im ersten Halbjahr 2010 nahmen drei neue KV-Operateure den Verkehr durch die Schweiz auf. Sechs neuen Verbindungen (v.a. aus Belgien und Nordostfrankreich) stehen zwei eingestellte Relationen (Skandinavien) gegenüber. Der alpenquerende Wagenladungsverkehr (WLV) hat im ersten Semester 2010 ebenfalls zugelegt, jedoch weniger stark als der UKV.

Die Rollende Landstrasse (Rola) wuchs im ersten Semester 2010 mit 6.4% zwar etwas schwächer als UKV und WLV, jedoch war das Rola-Angebot 2009 auch weniger stark von der Wirtschaftskrise betroffen.

Zur Durchsetzung der Verlagerungspolitik sind weitere Anstrengungen nötig. Insbesondere durch die Einführung einer Alpentransitbörse kann eine Reduktion der LKW-Fahrten im alpenquerenden Verkehr erreicht werden. Die Schweiz erarbeitet im Auftrag aller Alpenländer bis 2011 ein Konzept für ein Verkehrsmanagement in den sensiblen Alpenregionen. Zudem wird die Eröffnung des Gotthard-Basistunnels 2017 als leistungsfähige Flachbahn durch die Alpen die Konkurrenzfähigkeit des Bahngüterverkehrs weiter verbessern.

Ein Güterzug vor der Einfahrt in den Gotthard-Tunnel                   Foto: Marcel Manhart

 

 

Mehr zum Thema: SBB Cargo mit zusätzlich 270 Shuttlezügen

Internationale Partnerschaft mit Ewals Cargo Care

Die niederländische Ewals Cargo Care arbeitet im Kombiverkehr durch die Alpen neu mit SBB Cargo zusammen. Die Schweizer Güterbahn fährt für den internationalen Logistikanbieter jährlich 270 Shuttlezüge von Deutschland nach Italien.

Am 23. August 2010 startet SBB Cargo den Transport von internationalen Güterzügen für die niederländische Ewals Cargo Care. Ab sofort reisen die Container und Sattelauflieger des internationalen Logistikanbieters auf jährlich 270 Shuttlezügen von SBB Cargo durch die Alpen. Die Schweizer Güterbahn erbringt die gesamte Transportleistung zwischen Rheinhausen bei Duisburg via Lötschberg nach Novara in Norditalien aus einer Hand. Als Spezialität stellt SBB Cargo dabei pro Zug jeweils drei so genannte Taschenwagen zur Verfügung, auf welchen bis Domodossola auch grossprofilige Sattelauflieger des Typs P 400 transportiert werden können. Die beiden Unternehmen haben für die gemeinsame Partnerschaft einen Dreijahresvertrag abgeschlossen.

Ewals Cargo Care ist ein europaweit tätiger Logistikdienstleister mit Hauptsitz in Tegelen (NL). Das Unternehmen mit 1500 Mitarbeitenden ist in 17 Ländern tätig und erwirtschaftete im vergangenen Jahr einen Umsatz von 580 Millionen Euro.

 

 

Hupac steigt bei Crossrail ein

Das im kombinierten Verkehr tätige Unternehmen Hupac steigt beim Güterverkehrsunternehmen Crossrail ein und übernimmt 25 Prozent der Aktien. Ausserdem gibt es für Hupac Einsitz im Crossrail-Verwaltungsrat.

Der in Chiasso ansässige Kombi-Operateur Hupac ist auf Einkaufstour gegangen: Er hat 25 Prozent der Aktien der Crossrail Sitz in Muttenz bei Basel übernommen. Über den Preis der Transaktion wurden keine Angaben gemacht. Hupac-CEO Bernhard Kunz wird neu im Verwaltungsrat der Crossrail AG Einsitz nehmen, wie die Crossrail am Dienstag mitteilte.


Transalpiner Verkehr
Die Crossrail AG ist im Güterverkehr auf der Schiene aktiv. Das Unternehmen konzentriert sich auf den transalpinen Verkehr über die Lötschberg/Simplon- und die Gotthard-Route. Es verfügt über zwei Tochtergesellschaften: Crossrail Benelux und Crossrail Italy.

Die Hupac AG wiederum ist eine Holding mit zehn Tochtergesellschaften, welche ebenfalls im alpenquerenden Güterverkehr auf dem Schienenweg tätig ist. Der Hauptsitz befindet sich im Tessiner Grenzort Chiasso.

Transporteure und Bahnunternehmen
Am Aktienkapital der Hupac in der Höhe von 20 Millionen Franken sind mit 72 Prozent Transport- und Speditionsunternehmen aus der Schweiz, Deutschland, Italien, Frankreich und Holland sowie mit 28 Prozent mehrere Bahnunternehmen beteiligt.

Die Hupac AG beteiligt sich ihrerseits an Unternehmen, so zum Beispiel mit 25 Prozent an der mit der SBB vor einigen Monaten gegründeten SBB Cargo International.

 

 

Die Zellteilung bei SBB Cargo wird konkret

Ab 2011 wird eine neue Gesellschaft den grenzüberschreitenden Verkehr von SBB Cargo betreiben. Damit wird die Strategie vollzogen, die privatwirtschaftliches Engagement und eine Beschränkung auf Traktionsleistungen vorsieht.

Von Paul Schneeberger

Im Februar 2010 hatten die SBB dargelegt, wie sie ihr Sorgenkind Cargo aufstellen wollen, damit dieses endlich in die schwarzen Zahlen fährt. Der Grundsatzentscheid von damals wird nun so konkretisiert, dass sich die Hupac, der Marktführer im alpenquerenden kombinierten Verkehr, mit einer nicht näher definierten zweistelligen Millionensumme zu 25 Prozent an einer neuen Tochtergesellschaft von SBB Cargo für das internationale Geschäft beteiligt.

Indem sie selber 24 Prozent an der Hupac halten, werden die SBB gleichsam doppelt am neuen Unternehmen SBB Cargo International beteiligt sein, das nach einem Abbau von 157 Stellen rund 480 Arbeitsplätze anbieten soll. Getragen wird die Hupac aber mehrheitlich von privaten Spediteuren. Ihr Einstieg bei SBB Cargo International gründet in der Sorge, dass mit einem allfälligen Verschwinden dieser Güterbahn bei den Traktionsleistungen im alpenquerenden Verkehr ein Monopol entstehen könnte, wodurch Mängel in der Produktivität einfach wieder auf die Preise umgelegt würden. Das wiederum zöge eine Schwächung der Schiene gegenüber der Strasse nach sich.

Die SBB, die sich im internationalen Güterverkehr darauf beschränken werden, Lokomotiven samt Personal den Auftraggebern ganzer Züge zur Verfügung zu stellen, dürfen von der Hupac einen Grundstock an Volumen, zusätzliche logistische Kompetenz sowie privatwirtschaftliche Denk- und Organisationsmuster erwarten. Inwiefern Letztere zum Tragen kommen werden, ist noch nicht gänzlich absehbar. Dem Verwaltungsrat der neuen Gesellschaft werden neben dem Chef von SBB Cargo als Präsident und zwei weiteren SBB-Cargo-Kadern der Verwaltungsratspräsident und der Direktor der Hupac angehören; als CEO vorgesehen ist eine externe Person. Das neue Unternehmen soll sein Domizil auf der Achse Basel–Luzern haben.

Für SBB Cargo International ist ein eigener Gesamtarbeitsvertrag vorgesehen; ob diesem alle Mitarbeiter unterstehen werden (auch jene im Backoffice), wird auszuhandeln sein. Die Lokomotivführer werden vorerst von SBB Cargo gemietet. Bis 2015 soll SBB Cargo International nachhaltig schwarze Zahlen schreiben. Dazu beitragen soll ein neues effizienteres Einsatzkonzept mit 109 Lokomotiven. Dabei wird die grenzüberschreitende Produktion zwischen Deutschland und der Schweiz aufgegeben; der SBB-interne Lokomotivwechsel wird wieder in Basel und nicht mehr in Arth-Goldau stattfinden.

P. S. ⋅ Reformbedarf besteht bei SBB Cargo auch im Binnenverkehr, den man in drei Schritten in eigener Regie weiterentwickeln will. Die Bedürfnisse der Kunden – die 15 grössten unter ihnen generieren 59 Prozent des Volumens und bedingen 75 Prozent der Bedien-Punkte – sowie der dichte Verkehr legten hier ein «evolutives» Vorgehen nahe, sagt SBB-Chef Andreas Meyer. In einem ersten Schritt soll «im Dialog mit den Kunden» bis 2013 das Netzwerk optimiert werden. Im Rahmen eines zweiten Schritts ist bis 2015 die Überprüfung von Leistungen und Produkten vorgesehen. Vor allfälligen Abbauten wollen die SBB die Politik konsultieren; sie hätte über Abgeltungen von Leistungen zu befinden, die sich wirtschaftlich nicht selber tragen. Der dritte Schritt, der im Zuge der gegen 2018 absehbaren Reinvestitionen in den Rollmaterialpark gesetzt werden soll, könnte in einer Hinwendung zu innovativen kombinierten Systemen Schiene - Strasse bestehen. Entscheidend wird sein, ob es den SBB gelingt, auch hier die für das internationale Geschäft als Ziel definierte Ebit-Gewinnmarge von 4 Prozent und somit Investitionsmittel zu erwirtschaften.

Was das Gedeihen des Import- und Exportverkehrs angeht, erachten die SBB hier den Gateway Limmattal als zwingend, und in Italien und Frankreich wollen sie sich zusammen mit anderen Bahnen dafür engagieren, dass der drohende Kahlschlag bei den von Güterzügen bedienten Bahnhöfen ausbleibt.