Für BAV-Direktor Peter Füglistaler ist Zugfahren noch zu günstig

Auch wenn es die Bahnkunden anders sehen: Die Benutzung des öffentlichen Verkehrs ist zu günstig. Diese Meinung vertritt Peter Füglistaler, Direktor des Bundesamts für Verkehr, in einem Interview. Nicht alle Wünsche könnten von der öffentlichen Hand bezahlt werden.

 

Bahnkunden müssen in Zukunft noch mehr bezahlen - NZZ Online

                                                                                                          Foto: Marcel Manhart

 

Die SBB haben im Frühling teilweise deutliche Preisaufschläge angekündigt. Die Vorstellung, dass die Bahnkunden danach für längere Zeit von weiteren Tariferhöhungen verschont bleiben, dürfte aber mehr Wunsch als Wirklichkeit sein. In der Fachwelt ist man sich einig, dass sich Bahnfahrer auf weiter steigende Tarife einstellen müssen – immer öfter macht auch der Begriff des «Mobility Pricing» die Runde. Mit diesem System würden die tatsächlich gefahrenen Kilometer bezahlt.


Die Kunden sehen es anders
In der Montagsausgabe der «Neuen Luzerner Zeitung» (NLZ) bereitet auch der neue Chef des Bundesamtes für Verkehr (BAV), Peter Füglistaler, das Terrain für weitere Tariferhöhungen vor. Für Füglistaler ist klar, dass das Bahnfahren in der Schweiz «zu billig» ist, «auch wenn die Kunden es nicht so sehen».

 

Füglistaler gibt zu bedenken, dass Bund und Kantone nicht beliebig Geld haben, um alle Wünsche im Bereich des öffentlichen Verkehrs zu erfüllen. Die SBB «und auch die übrigen Bahnen» werden laut dem BAV-Direktor nicht darum kommen, die Billettpreise weiter zu erhöhen, um Infrastrukturvorhaben zu alimentieren.


Finanzierung als Schlüsselfrage
Laut Füglistaler ist die Finanzierung beim Grossprojekt Bahn 2030 die eigentliche Schlüsselfrage. Zusätzliche Einnahmen sind deshalb unumgänglich, sagt der BAV-Direktor im Interview mit der NLZ. Als ein mögliches Beispiel nennt Füglistaler die erneute Senkung des Pendlerabzugs bei der direkten Bundessteuer. «Ich denke, dass die Autofahrer nicht höhere Abzüge geltend machen dürften als die ÖV-Pendler».

Erhalt des Bestehenden kostet
Kostentreiber im öffentlichen Verkehr sind einerseits der Bau neuer Strecken und Anlagen, aber auch der (parallele) Erhalt der bestehenden Linien. Bestes Beispiel dafür ist die Gotthard-Bergstrecke, deren Belastung durch den Bau des Neat-Basistunnels deutlich abnehmen wird. Die Urner und Tessiner sind aber weiterhin an der Bergstrecke interessiert, um im Nord-Süd-Korridor nicht weite Umwege in Kauf nehmen zu müssen. Zudem gilt die bestehende Strecke als Zubringer für die Matterhorn-Gotthard-Bahn ab Göschenen Richtung Andermatt.

Bis anhin ist noch nicht klar, wie es mit der Doppelspurstrecke nach der Eröffnung des Gotthard-Basistunnels weitergehen wird. BAV-Direktor Füglistaler sagt dazu im Zeitungsinterview: «Die Bergstrecke bleibt auf absehbare Zeit erhalten». Sie wird für Personenzüge benötigt und soll vorderhand als Ausweichstrecke bei Störungen im Basistunnel dienen.

«Mittelfristig ist zu prüfen, ob die Strecke technisch vereinfacht und reduziert werden kann, denn sie wird nicht mehr denselben Verkehr bewältigen müssen wie bisher», sagt Füglistaler weiter. Konkret könnte dies heissen, dass beispielsweise gewisse Abschnitte der Berglinie nur noch als Einspurbetrieb geführt werden.