Wieso «Achtung Zugfahrt» bei den SBB nur bis 22 Uhr ertönt

Die SBB warnen die Pendler in den Bahnhöfen nur bis 22 Uhr. Die SBB wollen die Lautsprecherdurchsagen auch nach dem tödlichem Zugunglück vom vergangenen Samstag in Aarau nicht ändern, aus einfachen Gründen.

 

Von Maja Sommerhalder - Aargauer Zeitung

Überschreiten der Gleise ist verboten!                                           Foto: Marcel Manhart

 

Eigentlich ist es klar: Es ist verboten, auf Bahnhöfen die Zuggleise zu überqueren. Und doch gehen immer wieder Leute dieses Risiko ein. Besonders tragisch ist der Vorfall vom letzten Samstag auf dem Bahnhof Aarau: Ein 17-Jähriger aus Schinznach Dorf lag offenbar stark betrunken auf dem Perron.

Ein 23-jähriger Mann aus Biel sprach ihn an, dann überquerte der Jugendliche zwei Gleise. Als der 23-Jährige sah, wie ein Intercity mit über 100 Stundenkilometern heranfuhr, wollte er den Jugendlichen retten. Er rannte ihm nach, doch es war schon zu spät. Der Zug, der ohne Halt durch Aarau fuhr, überrollte den 17-Jährigen. Sein Helfer wurde schwer verletzt und liegt immer noch im Spital. Laut Tele M1 erlitt er einen Schädelbruch, trotzdem gehe es ihm bereits wieder besser.

Sind Bahnhöfe sicher genug?
Solche Unglücke passieren immer wieder. 2009 starben 30 Menschen bei Zugunfällen. Ein grosser Teil davon, weil sie unberechtigt Gleise überquert hatten. Müsste man da das Sicherheitskonzept gerade auf gut frequentierten Bahnhöfen nicht überdenken? SBB-Mediensprecher Roman Marti sagt dazu: «So tragisch diese Unglücke sind, aber Bahnhöfe sind sicher, solange man die elementaren Regeln beachtet.»

Auf den Perrons gebe es Sicherheitslinien und zwischen den Gleisen Warnschilder: «Zudem muss man vom Perron fast einen Meter hinuntersteigen, wenn man zum Gleis gelangen will. Das ist eine zusätzliche Hürde.» Auch von Absperrungen hält Marti nicht viel: «Das SBB-Schienennetz ist 3000 Kilometer lang. Da kann man niemals alles absichern. Zudem würden Absperrungen beispielsweise die Zufahrt für Rettungsfahrzeuge unnötig erschweren.»

Mit 140 Kilometern pro Stunde fahren die Züge durch den Bahnhof Aarau. Schneller als andernorts, wie Marti bestätigt: «Die Streckenbeschaffenheit entscheidet über die Geschwindigkeit der Züge.» Das Tempo zu drosseln, würde aber die Sicherheit kaum erhöhen: «Egal wie schnell ein Zug fährt, er hat immer einen Bremsweg. Zudem würde sich für die Reisenden die Fahrzeit wesentlich verlängern, wenn die Geschwindigkeit bei jedem Bahnhof massiv gedrosselt würde.»

Durchfahrende Züge werden ausgerufen, aber nur von 7 bis 22 Uhr. Daran werden die SBB auch in Zukunft nichts ändern: «Die Anwohner haben ein Anrecht auf Schlaf. Weil wir auf sie Rücksicht nehmen wollen, haben wir uns diese Regel selber auferlegt. Ausserordentliche Ereignisse künden wir aber an.»