ÖBB-Schaffnerin wirft 15-Jährigen aus dem Zug

Bei den ÖBB häufen sich Fälle von extremer Härte von Schaffnern gegenüber Schülern und Jugendlichen. Am Dienstag in der vergangenen Woche wurde ein 15-Jähriger auf der Heimfahrt zu seinen Eltern aus dem Zug geworfen – weil er einen Fuss auf den gegenüberliegenden Sitz gelegt hatte.

 

Von Monika Graf - Salzburger Nachrichten 

Ein Zug Richtung Bratislava in Wien Südbahnhof (Ost)                   Foto: Marcel Manhart

 

Sebastian W. war mit dem Zug von Wien Südbahnhof nach Pama an der burgenländisch-slowakischen Grenze unterwegs, wo ihn sein Vater am Bahnhof abholen wollte. Nach der Fahrscheinkontrolle kam die Schaffnerin neuerlich an Sebastian vorbei, der Musik hörte und mittlerweile einen Fuß auf dem Sitz gegenüber abgestützt hatte – zugegebenermaßen ohne die Schuhe auszuziehen. 

Nach Angaben des Jugendlichen riss ihm die Schaffnerin die Kopfhörer aus den Ohren, forderte ihn auf, 40 Euro Strafe zu zahlen oder einen Ausweis zu zeigen. Sebastian nahm den Fuß herunter, entschuldigte sich bei der ÖBB-Mitarbeiterin und sagte, dass er weder den Ausweis noch die 40 Euro dabeihabe und bot an, mit seinen Eltern zu reden, die ihn am Bahnhof erwarteten.

Doch die Schaffnerin blieb hart. Statt den Schüler zu verwarnen, schnappte sie sein Handy, das er neben sich auf den Sitz gelegt hatte und stieg in Gramatneusiedl, wo der Zug gerade zu seinem ersten Halt einfuhr, aus. Sebastian blieb nichts übrig, als der ÖBB-Bediensteten zu folgen. Auf dem Bahnsteig drückte sie ihm sein Telefon in die Hand und stieg in den abfahrenden Zug. Der völlig konsternierte Jugendliche rief daraufhin seinen Vater an, der ihn vom zirka 60 Kilometer vom Ziel entfernten Bahnhof abholte.

Parallel dazu fuhr die Mutter zum Bahnhof in Pama, um die Schaffnerin zur Rede zu stellen. Diese hatte allerdings kein Einsehen, schimpfte nur über „kein Benehmen“, Entschuldigung gab es keine. Familie W. hat mittlerweile eine Beschwerde bei den ÖBB eingereicht.

Laut ÖBB-Sprecher Hannes Gfrerer ist es nach internen Regeln „absolut inakzeptabel“, Minderjährige aus dem Zug zu verweisen. Es gebe aber auch immer wieder Kritik von Fahrgästen, dass die Zugbegleiter nicht streng genug seien. Die Mitarbeiter würden geschult, in schwierigen Situationen, etwa mit Schwarzfahrern, auf Deeskalation zu wirken und mit „Fingerspitzengefühl und Augenmass“ vorzugehen. Im konkreten Fall soll nun auch die Sicht der Schaffnerin gehört werden. Sollte es sich aber so zugetragen haben wie geschildert, könne sich die Bahn nur entschuldigen.

Der jüngste Fall von Zugverweis traf Mitte März eine Elfjährige in Oberösterreich auf dem Weg zur Schule, weil sie den Fahrausweis vergessen hatte. Die ÖBB entschuldigten sich, erklärten die Sache aber mit einem „Kommunikationsproblem“: Der Schaffner habe die Elfjährige nur über die Regeln aufgeklärt, dass sie ohne Ausweis nicht fahren darf. Das habe sie als Aufforderung zum Aussteigen missverstanden. 2009 wurde in Salzburg ein 13-Jähriger bei der Polizei abgeliefert, weil er trotz Aufforderung seine Füsse nicht vom Zugsitz nehmen wollte.