In drei Wochen startet die neue WESTbahn von Wien - Salzburg

In knapp drei Wochen, oder genau gesagt am Sonntag, den 11. Dezember 2011 startet die neue WESTbahn GmbH auf der Strecke zwischen Wien Westbahnhof und Salzburg Hauptbahnhof ihren fahrplanmässigen Betrieb. Im Vorfeld wurde bereits viel über das neue "Duell im Westexpress" geschrieben und gesprochen. Bald gilt es nun also für den ÖBB-Konkurrenten ernst. Zuletzt machte die WESTbahn unter anderem auch damit Schlagzeilen, dass sie auf ihren Zügen Raucherabteile betreiben möchte.  

Das Gesundheitsministerium dagegen beharrt auf ein Rauchverbot an öffentlichen Orten. Ebenso setzt die ÖBB auf „Bahnfahren ohne Rauchsignale“. 

Von Wien nach Salzburg haben die Bahnreisenden künftig die Wahl zwischen dem ÖBB-Railjet und den Zügen der neuen WESTbahn GmbH                        Foto: Marcel Manhart

 

Nachfolgend einige Berichte, die in den letzten Wochen Schlagzeilen machten

 

Salzburger Nachrichten vom 16. November 2011

Die neue Westbahn polarisiert mit Raucherabteilen 

 

„Westbahn“-Geschäftsführer Stefan Wehinger verteidigte am Mittwoch die in der neuen „Westbahn“ geplanten Raucherbereiche als „ideale Lösung“. „Ohne die anderen Kunden oder Mitarbeiter zu stören, können Fahrgäste bei uns in der Raucherinsel ihrer Sucht frönen“, argumentierte Wehinger. Die Raucherinseln in den „Westbahn“-Waggons seien technisch so ausgestattet, dass beim Öffnen der Türen die verrauchte Luft nicht nach außen dringe. Arbeitnehmerschutzbestimmungen würden nicht gebrochen, da eine Fahrscheinkontrolle nicht notwendig sein werde, da die Insel zum Rauchen, nicht zum Verweilen, genutzt werde.

Das Gesundheitsministerium sieht für ein Raucherabteil keine Rechtsgrundlage: Es gelte ein generelles Rauchverbot an öffentlichen Orten – auch im Zug. Das Tabakgesetz sehe ein Rauchverbot an öffentlichen Orten vor, „dazu zählen auch die Verkehrsmittel“, hieß es. Einzige Ausnahme seien Gastronomiebetriebe, wo es unter ganz strengen Bedingungen eigene Raucherzimmer geben dürfe.

Die Bundesbahnen erklärten, dass die ÖBB-Züge jedenfalls rauchfrei bleiben werden. „Die damalige Entscheidung von Stefan Wehinger ist ja auf Kundenwunsch erfolgt und hat sich sehr bewährt“, sagte eine ÖBB-Sprecherin. Vor vier Jahren hatte Wehinger, damals noch ÖBB-Personenverkehr-Vorstand, ein Rauchverbot in allen Zügen eingeführt. Eine Wiedereinführung von Raucherbereichen komme für die Bundesbahnen nicht infrage, heißt es heute: Die ÖBB-Kunden würden rauchfreies Reisen mit dem Zug schätzen. „Wir setzen auf jeden Fall weiter auf Bahnfahren ohne Rauchsignale.“

Schützenhilfe bekommt die „Westbahn“ von Martin Graf (FPÖ). Er ortet eine „protektionistische Politik zugunsten der Staatsbahn ÖBB“. Wolle man mehr Menschen für den Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel gewinnen, dann müsse man den Fahrgästen mehr Service bieten – „auch Rauchern unter der Voraussetzung, dass Nichtraucher nicht beeinträchtigt werden.“

 

 

Bahnfahrer können wählen

Mit dem Wechsel zum Winterfahrplan am 11. Dezember ändert sich für Bahnfahrer auf der Westbahnstrecke einiges. Denn erstmals fährt auch ein privater Anbieter auf den Schienen der ÖBB - die Westbahn AG: Bahnfahrer können also wählen, mit wem sie auf die Reise gehen.

14 Mal täglich fahren die neuen Züge der Westbahn AG von Wien nach Salzburg und wieder zurück. STRABAG-Chef Hans-Peter Haselsteiner und der frühere ÖBB-Manager Stefan Wehinger bauten das Projekt auf, mit im Zug sind auch eine Schweizer Holding und die französische Staatsbahn.


ÖBB: „Wir müssen die Gesetze einhalten“
Die sieben Doppelstock-Triebfahrzeugzüge mit je sechs Waggons wurden in der Schweiz gebaut und bieten pro Zug 500 Sitzplätze.

Damit stellen die neuen Züge eine Konkurrenz zu den Zügen der ÖBB dar, die allerdings sechs Mal mehr Verbindungen auf dieser Strecke anbieten. Andererseits sind sie Kunde der ÖBB als Benützer und Mieter der Schienen. Manager beider Unternehmen stellen sich gemeinsam für „NÖ Heute“ dem Gespräch mit Christiane Teschl.

Auch wenn sie sichtlich um Eintracht bemüht sind, die Distanz der neuen Konkurrenten ist spürbar. Unter anderem beim Thema Tickets. Die Westbahn AG wollte, dass Fahrkarten beim jeweils anderen auch gültig sein sollten. Die ÖBB berufen sich auf die rechtliche Lage, so Konzernsprecherin Kristin Hanusch-Linser: „Ob sich dieses Problem in Zukunft lösen wird, hängt ganz davon ab, ob das Kartellrecht das auch zulässt. Wir haben eine Gesetzgebung in Österreich, die müssen wir auch einhalten. Derzeit sieht es so aus, als könnten wir das nicht machen.“


Westbahn: „Nicht Juristisches an den Beginn stellen“
Stefan Wehinger, Mitbegründer und Geschäftsführer der Westbahn AG ist anderer Ansicht: „Das ist unserer Meinung nach nicht so, wir haben auch das Kartellgericht und die entsprechenden Juristen befragt – es wäre möglich. Ich glaube, man darf nicht die juristische Frage an den Beginn stellen, sondern man muss sagen, es ist gut für den Kunden, also wollen wir es.“

 

 

Westbahn-Gründer Wehinger: “Kunden entscheiden”

Westbahn-Mitbegründer und -Geschäftsführer Stefan Wehinger zeigte sich bei seinem Vortrag auf dem 28. Vorarlberger Wirtschaftsforum am Donnerstag überzeugt, mit seinem Projekt einer privaten Bahnlinie gegen die ÖBB bestehen zu können.

“Es gibt durchaus Länder, wo man mit Bahnfahren Geld verdienen kann”, sagte Wehinger und nannte als Beispiel die Schweiz mit ihren Bundesbahnen (SBB), “die beste Bahn der Welt”. “Letztlich werden die Kunden entscheiden”, so der Vorarlberger 31 Tage vor dem operativen Start der Westbahn. Die Tagung im Bregenzer Festspielhaus stand heuer unter dem Motto “Mit Spitzenleistungen in die Zukunft”.

Er sei überzeugt, dass die Westbahn erfolgreich sein könne und die ÖBB es schwerhaben werden. Die ÖBB hätten auf vielen Strecken teilweise längere Fahrzeiten als vor 40 Jahren, zudem seien sowohl Finanzierungs- als auch Beschäftigungsmodelle kompliziert und inflexibel. Es gebe keinen langfristigen, sich über die nächsten 20 Jahre erstreckenden Rahmenplan, der konsequent umgesetzt werde, und kein einheitliches Ticket wie etwa in der Schweiz. Obwohl aber das System also “nicht überall gut” sei, sei Österreich dennoch ein Land der Bahnfahrer.

 

 

„Westbahn“ wirbt Lokführer bei Salzburg AG & ÖBB ab

Die private Gesellschaft „Westbahn“ hat der Salzburg AG bzw. der Berchtesgadener Land Bahn vier Lokführer für die neue Verbindung von Salzburg nach Wien abgeworben. Auch einige Lokführer der ÖBB sollen den Job gewechselt haben. 

Manfred Mader, Sprecher der „Westbahn“, bestätigt den Jobwechsel dieser Spezialisten: „Es stimmt. Wir haben teilweise Mitarbeiter der ÖBB übernommen, teilweise von Privatbahnen. Wir sind ein neues und junges Unternehmen. Das Team ist sehr motiviert. Und es macht Spaß, bei uns zu arbeiten. Wir bezahlen auch über dem Kollektivvertrag und dem Markt entsprechend sehr gut.“


„Salzburg AG hat dadurch keinen Engpass“
Die Lokalbahn der Salzburg AG in den Flachgau und nach Oberösterreich sowie die Berchtesgadener Land Bahn würden durch die Abwerbung der vier Lokführer nicht in personelle Schwierigkeiten geraten, betont Sigi Kämmerer, Sprecher der Salzburg AG.

Die „Westbahn“-Gesellschaft müsse aber laut Verträgen der Berchtesgadener Land Bahn die Ausbildungskosten dieser Lokführer ersetzen, sagt Kämmerer. Wie berichtet, werden ab Mitte Dezember neue Triebwagengarnituren der privaten „Westbahn“ zwischen Salzburg und Wien unterwegs sein.

 

 

ÖBB vs. Westbahn: Einheitliche Tickets?

Mit dem Start des Winterfahrplans rittern private "Westbahn" und ÖBB um Kunden. Der VCÖ fordert die gegenseitige Anerkennung von Tickets. 

Am 11. Dezember ist es soweit: Mit dem Winterfahrplan der ÖBB startet die erste private Konkurrenz, dann werden auch Garnituren der privaten Bahngesellschaft Westbahn zwischen Wien und Salzburg rollen.

Ein Westbahn-Ticket für Wien-Salzburg wird 23,80 Euro kosten, exakt der Preis eines ÖBB-Vorteilscard-Tickets auf dieser Strecke (siehe Hintergrund). Doch nicht nur der Preis dürfte für Bahnfahrer von Interesse sein:

Denn durch die Liberalisierung gewinnt ein einheitliches Ticketsystem und die gegenseitige Anerkennung von Fahrkarten für die Passagiere einmal mehr an Bedeutung, wie der VCÖ betont. Die beiden Unternehmen haben sich bisher nicht darauf geeinigt, ihre Tickets gegenseitig zu akzeptieren.

Fahrgäste in Österreich sind laut VCÖ mit verschiedenen Ticketsystemen und einem Tarifdschungel konfrontiert. Es fehlt ein bundesweiter Taktfahrplan, ein einheitliches Ticketing-System und eine koordinierende Stelle, "die darauf achtet, dass die Liberalisierung den Fahrgästen und dem Gesamtsystem Öffentlicher Verkehr zugutekommt", sagte Expertin Bettina Urbanek.

VCÖ fordert Zwei-Stunden-Takt

Der VCÖ forderte wiederholt einen bundesweiten Taktfahrplan. Zumindest wichtige Städte sollten im Zwei-Stunden-Takt miteinander verbunden sein. Ähnlich wie in anderen EU-Staaten solle rasch mit der Einführung von elektronischem Ticketing (papierlose Fahrkarte) begonnen werden. Dafür fehlt aber eine koordinierende Stelle auf Bundesebene. Die Zahl der Fahrgäste wird nach Überzeugung des VCÖ auch in den kommenden Jahren weiter steigen. "Nicht zuletzt aufgrund steigender Erdölpreise", meinte Urbanek.

 

 

ÖBB wollen Westbahn-Tickets nicht anerkennen

Laut Bundeswettbewerbsbehörde gebe es keine kartellrechtlichen Bedenken, wie die Bundesbahnen behaupten.

Angesichts des bevorstehenden Starts der privaten Bahngesellschaft Westbahn auf der Strecke zwischen Wien und Salzburg hat der Verkehrsclub Österreich (VCÖ) eine gegenseitige Anerkennung von Fahrkarten zwischen den ÖBB und dem privaten Mitbewerber gefordert. Die Westbahn unterstützt diese Forderung. Die ÖBB betonten, dass dieses Vorhaben gesetzlich nicht umsetzbar sei. Dem widerspricht jedoch die Bundeswettbewerbsbehörde (BWB).

Schon vor Monaten habe die Westbahn den ÖBB vorgeschlagen, Tickets des Mitbewerbers gegenseitig anzuerkennen, was von den ÖBB abgelehnt worden sei, hieß es in einer Pressemitteilung der privaten Konkurrenz. "Eine kurzsichtige Entscheidung, denn von einem attraktiveren und einfacherem Angebot für die Kunden würden alle Anbieter profitieren", zeigt sich Westbahn-Geschäftsführer Stefan Wehinger überzeugt. Eine Einigung bis 11. Dezember sei nun nicht mehr zu erzielen, das Angebot der Westbahn gelte aber weiterhin.

BWB sieht keine kartellrechtlichen Bedenken
Laut ÖBB ist die Anerkennung von Mitbewerber-Tickets wettbewerbsrechtlich aufgrund möglicher Kartellbildung ausgeschlossen. Die Staatsbahnen weisen in einer Aussendung auf die Verkehrsverbünde hin, jene Plattform, in der die gegenseitige Anerkennung von Tickets unterschiedlicher Verkehrsunternehmen geregelt ist. "Eine Forderung zur Anerkennung der Tickets außerhalb der Verbünde ist aus Kundenperspektive nachvollziehbar. Die rechtlichen Rahmenbedingungen lassen dafür jedoch - aufgrund möglicher Preisabsprachen und Kartellbildung - keinen Platz", so die ÖBB.

Für die BWB ist die Rechtsansicht der ÖBB, wonach eine gegenseitige Ankerkennung von Zugtickets wettbewerbsrechtlich unzulässig sei, nicht nachvollziehbar. "Die Anerkennung wäre kartellrechtlich durchaus möglich", sagte Behördensprecher Stefan Keznickl.

"Systemische Schwächen" im Vergleich mit Schweiz
Laut VCÖ seien Fahrgäste in Österreich mit verschiedenen Ticketsystemen und einem Tarifdschungel konfrontiert. Es fehlt ein bundesweiter Taktfahrplan, ein einheitliches Ticketing-System und eine koordinierende Stelle, "die darauf achtet, dass die Liberalisierung den Fahrgästen und dem Gesamtsystem Öffentlicher Verkehr zugutekommt", sagte Expertin Bettina Urbanek.

Eine vom Verkehrsclub veröffentlichte Studie macht darauf aufmerksam, dass der Öffentliche Verkehr in Österreich im Vergleich zu anderen europäischen Ländern zwar gut abschneidet, im Vergleich zur Schweiz aber "systemische Schwächen" zeigt, erläuterte Urbanek. In der Schweiz sei die Zahl der Bahnverbindungen in den vergangenen Jahren massiv erhöht worden, was auf die dort geltenden verkehrspolitischen Maßnahmen zurückzuführen sei.

Die Schweiz hat u.a. eine Lkw-Maut auf allen Straßen, Diesel wird höher besteuert als Benzin, es gibt Verkehrserregerabgaben (Unternehmen wie Einkaufszentren, die viele Parkplätze haben und Verkehr generieren, müssen Abgaben leisten, Anm.) und es gibt ein klares Bekenntnis der Parteien zur Verbesserung und zum Ausbau des Öffentlichen Verkehrs, so der VCÖ. Nicht zuletzt wird von der öffentlichen Hand deutlich mehr in die Bahn investiert als in Österreich (4,5 Milliarden Franken - also 3,70 Milliarden Euro - jährlich im Vergleich zu 1,5 Milliarden Euro hierzulande).

Elektronisches Ticketing gefordert
Zumindest wichtige Städte sollten im Zwei-Stunden-Takt miteinander verbunden sein. Ähnlich wie in anderen EU-Staaten solle rasch mit der Einführung von elektronischem Ticketing (papierlose Fahrkarte) begonnen werden. Dafür fehlt aber eine koordinierende Stelle auf Bundesebene. Durch die Liberalisierung erhalten Regeln zur "Integration der Angebote neuer Unternehmen in den Taktfahrplan, für die Anschlusssicherheit und für Mindestversorgungsstandards" eine besondere Bedeutung. Die Zahl der Fahrgäste wird nach Überzeugung des VCÖ auch in den kommenden Jahren weiter steigen. "Nicht zuletzt aufgrund steigender Erdölpreise", meinte Urbanek.

 

 

Westbahn und ÖBB im harten Duell

ÖBB-Mitbewerber Westbahn will alle Bahnstrecken Österreichs bedienen – wenn man ebenso subventioniert werde wie die ÖBB. 

ÖBB und die private Westbahn liefern sich harte Bandagen im Streit um Streckenrechte. Die Westbahn will künftig in ganz Österreich fahren, doch die Monopolisierung der Bahnstrecken ist dem ÖBB-Mitbewerber ein Dorn im Auge. Die Westbahn, die Strabag-Boss Hans-Peter Haselsteiner, Ex-ÖBB-Personenverkehrsvorstand Stefan Wehinger und der französischen Staatbahn SNCF gehört, nimmt im Dezember erstmals die Verbindung zwischen Wien und Salzburg auf, hätte aber Gusto auf weitere Strecken in ganz Österreich. Vor allem die Stiefkind-Strecken nach Graz sind interessant.

Für dieselben Subventionen, die die ÖBB für Salzburg – Graz bekommen, würde die Westbahn einen 2-Stunden-Takt anbieten können, teilt Westbahn-Boss Stefan Wehinger mit. „Die Westbahn ist bereit, jede bestehende Zugverbindung in Österreich zu fahren“, stellt er klar, „wir bieten auf diesen Strecken mehr Verkehr als die ÖBB für das gleiche Geld, das diese erhalten, oder gleich viel Verkehr für weniger Geld.“ Doch der private Mitbewerber sei nie gefragt worden, die für die Bundesbahnen unrentable Strecke zu bedienen. „Das Verkehrsministerium setzt die Strategie der Freihandvergabe an den Monopolisten fort“, kritisiert Wehinger.

Ab 11. Dezember werden drei Zugpaare nach Graz mit 5 Mio. Euro von der öffentlichen Hand subventioniert, mit einem weiteren Zug für den Pendlerverkehr fallen für den Steuerzahler Kosten von mindestens 7 Mio. Euro an.

Die ÖBB kontern die Avancen der Westbahn. „Wir bieten an, in Gespräche über andere Strecken als Wien – Salzburg einzutreten, sofern die Westbahn ein konkretes Angebot unterbreitet und die Voraussetzungen für einen flächendeckenden Bahnbetrieb in Österreich erfüllt.“

 

 

WESTbahn erhöht den Einsatz: "Fahren jede Bahnstrecke in Österreich"

Mit der Zusage, auf der Strecke Salzburg - Graz für das Geld, dass die ÖBB für drei Verbindungen unter der Woche und vier bis fünf Verbindungen am Wochenende erhält, einen durchgehenden 2-Stunden-Takt anzubieten, hat die WESTbahn in den letzten Tagen gehörig Staub aufgewirbelt. Nun erhöht sie den Einsatz.

 

WESTbahn-Geschäftsführer Stefan Wehinger: "Die WESTbahn ist bereit, jede bestehende Zugverbindung in Österreich zu fahren. Wir bieten auf diesen Strecken mehr Verkehre als die ÖBB für das gleiche Geld, das diese erhalten oder gleich viel Verkehre für weniger Geld." Das Serviceniveau, das die WESTbahn ab 11. Dezember dieses Jahres auf der Strecke Wien - Salzburg anbietet, würde auch auf diesen Strecken gehalten. Komfortbestuhlung, Kundenbetreuer am Zug, gratis Wlan, ein einfaches Tarifsystem - das sind Benchmarks, die auf allen unseren Zügen gelten würden.

Mit diesem Angebot erhöht die WESTbahn den Druck auf die Politik, rasch mit Ausschreibungen von Bahnstrecken zu beginnen. Wehinger: "Es ist offensichtlich, dass eine Ausschreibung von Strecken für den Kunden bessere Leistungen und für die öffentliche Hand geringere Kosten bringen würde." Jüngste Äußerungen aus dem Verkehrsministerium lassen jedoch vermuten, dass die bereits zugesagten Ausschreibungen auf die lange Bank geschoben werden. So hieß es jüngst aus dem Kabinett Bures auf eine entsprechende Anfrage eines Journalisten, eine Ausschreibung könne es nicht geben, "wenn von vornherein klar ist, dass die ÖBB sie verlieren, weil ihre Personalkosten um 20 Prozent höher sind und sie die Mitarbeiter nicht abbauen können".

Das Fazit: Der Bahnkunde, der Steuerzahler und der Mitbewerb werden also so lange vertröstet, bis die ÖBB und der Bund ihre Hausaufgaben im Unternehmen ÖBB erledigen. WESTbahn-Boss Stefan Wehinger: "Ich fürchte, bevor dies geschieht, wird noch sehr lange Steuergeld unnötig verbrannt."

 

 

Graz-Salzburg: Studie zeigt Folgen der ÖBB-Kürzung

Die ÖBB planen ab Dezember vier tägliche Direktzüge von Graz nach Salzburg zu streichen. Eine Studie der Uni Graz zeigt mögliche Auswirkungen: bis zu 400.000 zusätzliche Autofahrten und Folgen für Wirtschaft und Tourismus. Kritik kommt von den ÖBB. 

Ein massive Verlagerung des Verkehrs auf die Straße sei durch die geplanten Zugstreichungen auf der ÖBB-Strecke Graz-Salzburg zu befürchten, so die Studie des Institutes für Geografie an der Universität Graz.


Bahnfahren wird weniger attraktiv
Bisher bestand für Fahrgäste auf der Zugstrecke Graz-Salzburg ein Zwei-Stunden-Takt mit Anschluss nach Linz, Innsbruck und Vorarlberg. Die geplante Streichung von vier der sieben Zugpaare ab dem 12. Dezember würde - auch wenn ein Teil durch zusätzliche REX-Verbindungen kompensiert werden soll - das Bahnfahren immer weniger attraktiv machen, so Studienautor Christian Kozina.

Wertschöpfungsverlust im Tourismus
Wenn sich durch die Kürzungen die Fahrzeiten durch den Umstieg auf Regionalzüge verlängern, würden laut der Studie im besten Fall 75 Prozent der Fahrgäste andere Zugverbindungen nutzen, der Rest aufs Auto umsteigen - das würde rund 100.000 zusätzliche Autofahrten jährlich ergeben. Bei 90-prozentigem Umstieg aufs Auto hieße das 400.000 zusätzliche Autofahrten, aufgeteilt auf die einzelnen Abschnitte.

Feinstaub, Staus und Lärm würden sich dadurch „deutlich erhöhen“, befürchtet der Studienautor. Im Tourismus seien Wertschöpfungsverluste von zehn bis 20 Millionen Euro zu befürchten. Hinzu kämen Kosten für Unfälle, Umwelt- und Klimaschäden, die Kozina mit 1,7 Millionen Euro bezifferte.

Während die ÖBB durchschnittlich von 32 Fahrgästen auf der Strecke Graz-Salzburg ausgeht, rechnete Kozina mit durchschnittlich 150 Zugbenützern. „Die Zahl der durchgehend fahrenden Kunden ist vielleicht richtig, aber für die Berechnungen irrelevant. Die Züge bilden das Rückgrat für die Anbindung aller an der Strecke liegenden Orte und sind nicht nur für Fernreisende zwischen Graz und Salzburg reserviert“, begründete der Studienautor.


„Zielnetz 2025+“ gefährdet
Kozina sprach sich grundsätzlich für die Beibehaltung des bisherigen Zwei-Stunden-Taktes aus und bekam dabei Schützenhilfe von Peter Veit, dem Leiter des Instituts für Eisenbahnwesen der TU Graz. Er sieht das „Zielnetz 2025+“ mit dem geplanten integrierten Taktfahrplan der ÖBB gefährdet: „Bedenkt man, wie schwer es ist, enttäuscht abgewanderte Kunden wieder zurückzugewinnen, dann stellt eine derart massive Reduktion des Angebots das Zielnetz 2025+ infrage“, so der Experte.

 

Der Verein „Fahrgast Steiermark“ entwickelte daher für Österreich ein Konzept, bei dem IC- und REX-Züge zu einem „Interregio“-Zugsystem verschmelzen. Damit könnte nicht nur der Fernverkehr aufrechterhalten, sondern auch regionale Verkehrsbedürfnisse erfüllt, wird argumentiert.


Studie für ÖBB nicht nachvollziehbar
Die ÖBB üben unterdessen heftige Kritik an der Studie: Die Ergebnisse würden auf Annahmen basieren, die seitens der ÖBB nicht nachvollziehbar sind. Die in der Studie angeführten bis zu 400.000 zusätzlichen Autofahrten auf der Strecke zwischen Graz und Salzburg pro Jahr sind für die ÖBB nicht nachvollziehbar, da die derzeitigen Frequenzwerte auf diesen Zügen weitaus geringer sind als die angegebenen Daten.

 

 

Bahnverbindung Graz-Salzburg: Auch GKB interessiert

Dieser Tage entscheidet sich, ob die ÖBB auf der Bahnstrecke Graz-Salzburg die Hälfte der IC-Verbindungen ersatzlos streicht. Nun scheint die Graz-Köflacher Bahn (GKB) Interesse an einer Übernahme zu zeigen.

Die ÖBB wollen eine Million vom Bund und 1,2 Mio. Euro von den Ländern Steiermark und Salzburg, um mittels neuer Schnellzüge den Ausfall für Pendler weitgehend zu kompensieren. Verkehrslandesrat Gerhard Kurzmann (FPÖ) kündigte nun an, bei der Regierungssitzung am kommenden Donnerstag „zwei bis drei“ Vorschläge zu unterbreiten, und darunter könnte sich auch ein Angebot der GKB befinden. Jedenfalls wäre der bestellte Kilometer bei der GKB billiger, so Kurzmann am Freitag.


„Die Idee hat was“
Die Regionalbahn GKB, die sich im Eigentum der Republik befindet, wickelt seit einem Jahr auch Personenverkehr auf den ÖBB-Strecken der Süd- bzw. Koralmbahn zwischen Graz und der Weststeiermark ab. Laut GKB-Sprecher Peter Stößl liege für die Strecke Graz-Salzburg seitens seines Unternehmens weder ein Angebot vor, noch werde eines vorbereitet; grundsätzlich habe man aber „Interesse an allem, was für uns ein Geschäft ist.“ Nachsatz: „Die Idee hat was.“

ÖBB bessert nach

Der Nachbesserungsvorschlag der ÖBB sieht vor, dass Montag bis Donnerstag zwei zusätzliche Schnellzüge (D-Züge) mit Umsteigen in Bischofshofen geführt werden, am Freitag soll es fünf Direktverbindungen, am Samstag drei bzw. vier, am Sonntag vier bzw. fünf geben.

Die „Westbahn“, die ursprünglich auch Interesse an der Verbindung Graz-Salzburg bekundet hatte, hat sich inzwischen selbst - zumindest kurzfristig - aus dem Rennen genommen.

 

 

Westbahn sieht sich durch ÖBB und Ministerium benachteiligt

Etwas über einen Monat vor dem angekündigten Start der neuen Westbahn (Rail Holding) auf der Westbahnstrecke zwischen Wien und Salzburg hat Geschäftsführer Stefan Wehinger seinen Unmut über die Behandlung durch die ÖBB und das Verkehrsministerium geäußert. Noch immer seien einige Dinge am Weg zur Liberalisierung des Bahnverkehrs juristisch und politisch "ungeklärt", kritisierte er bei einem Vortrag im Zigarrenclub Montagabend in Wien: "Nicht jeder Tag ist Party".

Die ÖBB Infrastruktur habe den künftigen Konkurrenten zwar bisher fair behandelt. Trotzdem sei die Westbahn benachteiligt, u.a. weil die ÖBB die Westbahn-Züge nicht ins ÖBB-Fahrplaninformationssystem "Scotty" aufnehmen wollten. Wehinger kritisierte auch, dass die neue Schienenregulatorin direkt aus dem Kabinett von Verkehrsministerin Doris Bures komme. Die ÖBB hätten auch Einsprüche gegen die Aufnahme der Westbahn in regionale Tarifverbunde eingelegt. Der frühere ÖBB-Manager räumt ein, dass die Westbahn zu Beginn "auf Kosten der ÖBB" leben werde, mittelfristig würden aber beide Bahnen wachsen, weil die Nachfrage zunehmen werde.

Mit Beginn des Winterfahrplans am 11. Dezember will die Westbahn auf der Strecke Wien-Salzburg fahren und damit der staatlichen ÖBB Konkurrenz machen. Das Westbahn-Betreiberunternehmen Rail Holding AG steht zu je 26 Prozent im Eigentum von Wehinger, des Strabag-Chefs Hans-Peter Haselsteiner sowie der französischen Staatsbahn SNCF, 22 Prozent hält die Schweizer Gesellschaft Augusta-Holding AG.

 

 

Westbahn will im ÖBB-Fahrplan aufscheinen

Sollen Tickets in Zügen der ÖBB und der Westbahn gültig sein - unabhängig davon, wo sie gekauft wurden? Das fordert die Westbahn, die ÖBB warten noch zu.

Einen Monat vor Betriebsbeginn der privaten Westbahn verschärft sich im Konkurrenzkampf mit den ÖBB die Tonart: Bei der staatlichen Bahn „fehlt die Gesprächsbereitschaft“, sagte Stefan Wehinger Montagabend in Wien. Der Westbahn-Chef fordert unter anderem, dass seine Züge in das Fahrplansystem der ÖBB aufgenommen werden. Außerdem sollen Bahnkunden, egal welches Ticket sie besitzen, sowohl mit der Westbahn als auch mit den ÖBB fahren können. Zwei Ideen, mit denen Wehinger bei den Bundesbahnen auf taube Ohren stößt.

Doch macht es nicht Sinn, dass die ÖBB dem neuen Konkurrenten den Zugang zum Fahrplansystem „Scotty“ verwehren wollen? Wehinger führt die öffentlichen Subventionszahlungen an die ÖBB ins Treffen: Exklusive Garantien und der Zahlungen für die ÖBB-Pensionisten schießen die Steuerzahler dem defizitären Unternehmen jährlich 2,4 Mrd. Euro zu. Nicht zuletzt deshalb sei auch das Fahrplansystem subventioniert, argumentiert Wehinger. Aus diesem Grund sei es nur recht und billig, würde seine Westbahn darin aufgenommen werden.

Vonseiten der ÖBB hieß es bis zuletzt, dass eine Aufnahme der Westbahn kartellrechtlich bedenklich und deshalb gar nicht möglich sei. Allerdings gab die Wettbewerbsbehörde mittlerweile zu verstehen, dass eine Aufnahme nicht zwingend gegen ihre Auflagen verstieße. „Wir müssen das erst juristisch klären lassen, deshalb können wir nichts dazu sagen“, teilte eine ÖBB-Sprecherin am Dienstag auf Anfrage mit.

Auch zur zweiten Forderung Wehingers, wonach Bahnkunden – unabhängig davon, bei wem sie ihr Ticket gekauft haben –, sowohl mit der Westbahn als auch mit den ÖBB sollen fahren können, will sich die Bundesbahn nicht äußern. „Das ist kompliziert, wir lassen das gerade prüfen“, heißt es aus dem Unternehmen. Tatsächlich ist unklar, wie Entschädigungen zwischen den beiden Anbietern für den Fahrkartenverkauf beziehungsweise den Transport geregelt werden könnten. „Wir haben kein fertiges Konzept dazu, sind aber gesprächsbereit“, sagt Wehinger.

„Eine katastrophale Optik“
Bei der Schlichtung der Streitigkeiten helfen soll die neue Chefin der Regulierungsbehörde Schienen-Control. Maria-Theresia Röhsler ist seit dieser Woche im Amt, sie kommt direkt aus dem Kabinett von Verkehrsministerin Doris Bures (SPÖ). „Wir wollen keine Vorbehalte gegen die Dame haben“, sagt Wehinger. „Aber das ist doch unglaublich. Die Optik ist schlicht und einfach katastrophal.“

 

 

ÖBB: "Auto stärkerer Konkurrent als Westbahn"

ÖBB-Vorstandschef Christian Kern betont, den Start der neuen Westbahn "gelassen" zu sehen. Er zweifelt an der Rentabilität des Unternehmens.

Den Start der Westbahn am 11. Dezember sieht ÖBB-Vorstandschef Christian Kern "mit Gelassenheit". Die Wettbewerbssituation werde sich nicht wesentlich verändern. "Unser wirklicher Konkurrent ist das Auto", sagt er der Nachrichtenagentur APA.

Ob sich das Investment für den Baulöwen Hans-Peter Haselsteiner und den früheren ÖBB-Manager Stefan Wehinger auch finanziell lohnen werde wird von Kern bezweifelt. "Mit Bahnfahren Geld zu verdienen ist eine Geschichte, für die es nicht allzu viele Referenzbeispiele gibt". So sei etwa die Eurotunnel-Gesellschaft trotz 70 Prozent Marktanteil bis heute nicht profitabel unterwegs.


"Westbahn subventioniert"
Der Infrastrukturausbau auf der Weststrecke werde beiden Unternehmen enorm nutzen, erläutert Kern. "Natürlich wird die Westbahn vom Steuerzahler subventioniert, indem sie die Infrastruktur zu nicht kostendeckenden Preisen nutzt". Der österreichische Steuerzahler zahle also für eine private Bahn mit.

Kern weist die Beschwerden von Westbahn-Seite gegen das Verhalten der ÖBB entschieden zurück. "Entgegen der ständigen Klage sind wir ihnen in vielen Punkten entgegengekommen". Die Westbahn habe Zeitfenster und Trassen bekommen, weil die ÖBB ihr Zugangebot reduzierten.

 

 

Westbahn: ÖBB-Chef bleibt gelassen

Den Start der Westbahn am 11. Dezember sieht ÖBB-Vorstandschef Christian Kern "mit Gelassenheit", wie er im Gespräch mit der APA betont.

Die Wettbewerbssituation werde sich nicht wesentlich verändern. “Unser wirklicher Konkurrent ist das Auto”. Die Westbahn fahre auf der Strecke Wien-Salzburg und habe dadurch eine ganz andere Aufgabenstellung als die ÖBB, die täglich 6.500 Zugsverbindungen österreichweit anbiete.


ÖBB-Vorstandschef zweifelt
Ob sich das Investment für den Baulöwen Hans-Peter Haselsteiner und den früheren ÖBB-Manager Stefan Wehinger auch finanziell lohnen werde wird von Kern bezweifelt. “Mit Bahnfahren Geld zu verdienen ist eine Geschichte, für die es nicht allzu viele Referenzbeispiele gibt”. So sei etwa die Eurotunnel-Gesellschaft trotz 70 Prozent Marktanteil bis heute nicht profitabel unterwegs.


Angst vor der Konkurrenz?
Vom neuen Bahnbetreiber werden aber indirekt auch die ÖBB-Kunden profitieren. Die Bundesbahn setzt eine Reihe von Initiativen für besseres Service und Angebot beschleunigt um – nicht nur auf der Westbahn. Dies reicht vom Umbau der unbeliebten Railjet-Bistros zu Speisewägen über neue Ticketingsysteme und W-LAN-Angebot in Zügen bis hin zu mehr Schulungen der Mitarbeiter im Kundenservice. Der seit drei Jahren auf der Weststrecke eingesetzte moderne Railjet soll nun auch auf der Südbahn das Reisen komfortabler machen.

Der Steuerzahler zahlt mit
Der Infrastrukturausbau auf der Weststrecke werde beiden Unternehmen enorm nutzen, erläutert Kern. “Natürlich wird die Westbahn vom Steuerzahler subventioniert, indem sie die Infrastruktur zu nicht kostendeckenden Preisen nutzt”. Der österreichische Steuerzahler zahle also für eine private Bahn mit. Kern weist die Beschwerden von Westbahn-Seite gegen das Verhalten der ÖBB entschieden zurück. “Entgegen der ständigen Klage sind wir ihnen in vielen Punkten entgegengekommen”. Die Westbahn habe Zeitfenster und Trassen bekommen, weil die ÖBB ihr Zugangebot reduzierten.

Die Beteiligung der französischen Staatsbahn SNCF an der Westbahn sieht der ÖBB-Chef als strategisches Investment. Bei der derzeitigen Minderheitsbeteiligung der Franzosen werde es nicht bleiben. Die staatliche SNCF fahre eine Expansionsstrategie und wolle in ganz Europa ihre Präsenz ausbauen. “Während in Frankreich der Heimmarkt total abgeschottet wird, wird im Ausland expandiert”, ortet Kern hier eine Doppelmoral.

 

 

Westbahn: „Zugfahren ist in Österreich viel zu günstig“

Wie der Staat die ÖBB subventioniert, sei ein „völliger Schwachsinn“, sagt Westbahn-Chef Wehinger. Österreichweit gebe es „keine einzige Strecke“, die er zu ÖBB-Konditionen nicht befahren würde.

Bahnfahrer zahlen in Österreich kaufkraftbereinigt im Durchschnitt um 40 Prozent weniger für ihre Zugtickets als in der Schweiz und um 30 Prozent weniger als in Deutschland. Dafür kommt zum größten Teil die Allgemeinheit auf: 4,1 Mrd. Euro schossen die Steuerzahler im Vorjahr den ÖBB zu (inklusive Pensionskosten, exklusive übernommene Garantien).

„Dieses System ist ein völliger Schwachsinn“, sagte Stefan Wehinger Donnerstagabend im Rahmen eines Vortrags beim Leitbetriebe Austria Klub in Wien. Der frühere ÖBB-Vorstand wird ab 11.Dezember mit seiner Privatbahn auf Schiene gehen. Konkret stört den Westbahn-Chef weniger die Tatsache, dass die ÖBB Subventionen bekommen, sondern vielmehr, „dass Kostensteigerungen ganz automatisch vom Staat übernommen werden“.

Tatsächlich beschlossen Bund und ÖBB im Vorjahr, dass der Bahn externe Kostensteigerungen abgegolten werden. Erhöhen sich beispielsweise die Energiekosten, trägt die Differenz automatisch der Steuerzahler. „Das ist eine schamlose Marktverzerrung“, sagt Wehinger, der darin auch den Grund sieht, dass seit 2009 die Ticketpreise trotz hoher Inflation nicht gestiegen sind. „Zugfahren ist in Österreich viel zu günstig“, sagt der Westbahn-Chef.

Vonseiten der ÖBB heißt es, dass die Abgeltung von Kostensteigerungen „auf jeden Fall notwendig sei“, weil „es sich um Kosten handelt, für die wir nicht verantwortlich sind“. Auch, dass der Vertrag über zehn Jahre bis 2020 geschlossen wurde, sei wegen der Planungssicherheit unumgänglich.

Dänemark als Vorbild?
Wehinger nennt Dänemark als Vorbild für den Umgang mit Unterstützungszahlungen an die Bahn. Dort sinken die Zuschüsse seit 2005 kontinuierlich. „Man half der Bahn, sich langsam an den Markt zu gewöhnen, und das ist gut so“, meint er. Allerdings: In Dänemark wurde der Cargo-Bereich bereits privatisiert, in Österreich werden entsprechende Diskussionen seit Jahren im Keim erstickt.

Erneut Öl ins Feuer goss Wehinger zum Thema, welche Strecken seine Westbahn künftig bedienen könnte. Erst vergangene Woche forderte er, dass der Bund Salzburg–Graz ausschreiben müsse und nicht automatisch an die ÖBB vergeben dürfe. Donnerstagabend legte er nach: „Wir würden jede Strecke in Österreich befahren, wenn wir die gleichen Konditionen wie die ÖBB erhalten.“

Österreichweit bekommen die ÖBB laut Verkehrsministerium für den Betrieb von fünf Strecken (darunter Wien–Salzburg) keine Zuschüsse, den Rest betreiben die Bundesbahnen zumindest zum Teil auf Kosten der Steuerzahler. „Es gibt keine einzige Strecke, die wir nicht günstiger anbieten könnten“, sagt Wehinger. Die ÖBB berufen sich auf die hohen Personalkosten: Zwei Drittel der rund 44.100 Mitarbeiter (inklusive Lehrlinge) sind pragmatisiert. „So wie die ÖBB sind, so ist Österreich“, sagt Wehinger dazu pragmatisch.


„ÖBB werden durch uns besser“
Eine Änderung ortet der frühere ÖBB-Manager bei den Staatsbahnen jedenfalls: „Die ÖBB werden durch uns besser. Sie machen plötzlich Sachen, die sie früher niemals gemacht hätten.“ Dabei bezieht sich Wehinger etwa auf die teilweise Einführung von Internetverbindungen in den Zügen, aber auch darauf, dass ÖBB-Chef Christian Kern angekündigt hat, einige Strecken künftig einzustellen.

„Wenn man bei den ÖBB einen Manager einmal zehn Jahre lang arbeiten lassen würde, dann würde sich auch irgendwann der Erfolg einstellen“, meint Wehinger. „Aber das wird nicht passieren, solange die Politik das Sagen hat.“

 

 

Fahren statt Reden – 5 Fragen von den ÖBB an den Mitbewerber

Die ÖBB nehmen die neuerlichen Proklamationen der WESTbahn “Wir fahren jede Bahnstrecke in Österreich” zum Anlass fünf konkrete Fragen an das Management zu stellen. Die ÖBB empfehlen dem Mitbewerber, einmal nicht gesprochene, sondern echte Züge auf die Schiene zu bringen, wie es die ÖBB jeden Tag über 6.000-mal tut.- Ab wann kann die WESTbahn realistisch Strecken übernehmen?

 

Die 5 Fragen von den ÖBB an die WESTbahn:

- Ab wann kann die WESTbahn realistisch Strecken übernehmen?

- Mit welchen Zügen will die WESTbahn alle Strecken in Österreich bedienen?

- Ist Herr Haselsteiner bereit, weitere Investitionen in Millionenhöhe für die Anschaffung von

  Zügen zu tätigen, ohne bis dato den Beweis zu haben, das das Geschäftsmodell der

  WESTbahn erfolgreich ist?

- Sind die Pläne der WESTbahn mit dem französischen Haupteigentümer SNCF abgesprochen?

- Ab wann wird die WESTbahn die am 25.10.2011 bereits angekündigten Preiserhöhungen

  umsetzen?

Wir wiederholen unser Angebot, in Gespräche über andere Strecken als Wien – Salzburg einzutreten, wenn die WESTbahn ein konkretes Angebot unterbreitet und die notwendigen Voraussetzungen für einen flächendeckenden Bahnbetrieb in Österreich erfüllen kann.

 

 

Westbus will ÖBB im Fernverkehr konkurrieren

Mit Beginn des ÖBB-Winterfahrplans am 11. Dezember 2011 nimmt nicht nur die neue Westbahn sondern auch der Westbus seinen Betrieb auf. Das Partnerunternehmen vom Westbahn-Betreiber Rail Holding (49 Prozent) und dem Busunternehmer Blaguss Reisen (51 Prozent) will Fernbusverkehr innerhalb Österreichs etablieren.

Dabei bringe das drittgrößte österreichische Busunternehmen Blaguss die Konzessionen und das Know how ein, das Marketing und Design komme von der neuen Westbahn, sagte Projektkoordinatorin Alrun Mayer.

Der Westbus biete ein eigenständiges Verkehrsnetz, allerdings immer mit Anknüpfungspunkt an die Westbahn. Rein als "Zubringerverkehr" zum neuen Bahnbetreiber von Stefan Wehinger, Peter Haselsteiner und der französischen Staatsbahn SNCF will Mayer den Westbus aber nicht sehen. Befahren werden Hauptverkehrsstrecken durch Österreich, mit Ausnahme der Westbahn-Strecke Wien-Salzburg. Der Westbus fährt zwar auf der Straße, macht aber durch den Fernverkehr dem ÖBB-Bahnangebot und nicht dem regional agierenden Postbus direkte Konkurrenz.

Für 19 Euro nach Graz
Eine "leistbare Alternative" zur Bahn böten die Verbindungen Graz-Linz (19 Euro), Wien-Klagenfurt (29 Euro), Klagenfurt-Villach-Salzburg (19 Euro) und Linz-Ceske Budejovice-Prag (19 Euro) - alle zweimal täglich. Auf der Südstrecke fährt der Westbus durch die Obersteiermark und nicht über Graz, eine Umsteigemöglichkeit gibt es in St. Michael. Von Salzburg bis zum Flughafen München (29 Euro) wird viermal täglich ein Zubringerverkehr zu beiden Terminals ohne Umsteigen angeboten.

Bei den Preisen habe man sich an den ermäßigten ÖBB-Preisen (mit Vorteilscard) orientiert, für Kunden ohne Vorteilscard sei der Westbus günstiger als ein ÖBB-Ticket, meint Mayer. Die Tickets werden für eine bestimmte Fahrzeit gekauft. Der Ticketkauf werde bis zu vier Stunden vor Abfahrt online möglich sein, mit dem Ticket sei dann ein Sitzplatz im Bus garantiert. Tickets könnten aber auch direkt bei den Bussen gekauft werden - nach Maßgabe der freien Plätze. Eine Verschiebung der Fahrt könne bis vier Stunden vor Abfahrt online erfolgen.

Die Busfahrten in Setra-Bussen von Daimler sollen für die Passagiere durch Sitze mit Klapptisch und Beinfreiheit, Gratis-WLan, Getränkeautomat und Toilette im Bus angenehmer werden. Als Zielgruppe für den Westbus sieht Mayer primär Studenten und Pensionisten.

Expansionspläne
Die Geschäftsführung der Westbus GmbH haben derzeit Rail Holding-Geschäftsführer Stefan Wehinger und Paul Blagusz in einer Doppelspitze inne. Wehinger hat angekündigt, seine Funktion im Laufe des Jahres 2012 an Mayer zu übergeben.
Noch vor der Aufnahme des Fahrbetriebs werden schon Expansionspläne gewälzt: So sollen in einen zweiten Schritt auch Ziele von Euro-Lines ins Westbus-Netz aufgenommen werden. In Kooperation mit Reisebüros sollen Packages mit Übernachtungen angeboten werden.

Der Westbus will im Jahr 2012 eine Auslastung von mindestens 25 Prozent erreichen. Im dritten Jahr sollen dann die Anlaufkosten verdient sein. Blaguss habe für das Projekt 10 Busse neu gekauft und 4 Mio. Euro investiert. Die Vorlaufkosten auf Westbahn-Seite lägen bei ca. 750.000 Euro.

 

 

WESTbahn: Haselsteiner will höhere ÖBB-Ticketpreise einklagen

"Westbahn"-Chef sieht Wettbewerbsverzerrung
In Folge des neuen Wettbewerbs auf der Schiene könnte Bahnfahren in Österreich bald für alle teurer werden, weil der neue mehrheitlich private Bahnbetreiber Westbahn die Ticketpreise der staatlichen ÖBB als zu niedrig und daher als wettbewerbsverzerrend betrachtet. Für Westbahn-Investor Hans Peter Haselsteiner ist Bahnfahren in Österreich zu billig, er nimmt die ÖBB-Preispolitik ins Visier.

"Beim Preis ist sicherlich ein Drittel Spielraum nach oben", so Haselsteiner zur "Tiroler Tageszeitung". Die Preispolitik der ÖBB sei durch die Subventionen vom Bund wettbewerbsverzerrend. Daher erwäge er eine Wettbewerbsklage. "Wettbewerbsklagen sind Klagen sui generis - es geht dabei um eine Klarstellung. In diesem Sinne wäre es legitim und auch sinnvoll, die Wettbewerbsbehörde in dieser Frage anzurufen." Auch Haselsteiners Partner Stefan Wehinger hatte schon im APA-Interview eine Preisdiskussion für den öffentlichen Verkehr gefordert.

Die Westbahn startet am 11. Dezember mit ihrem Bahnbetrieb auf der Strecke Wien-Salzburg und orientiert sich dabei derzeit bei ihrem Ticketpreis am Ermäßigungspreis der ÖBB (mit Vorteilscard). Eigentümer der Westbahn sind Haselsteiner, Wehinger, Finanzinvestoren in der Schweiz und die französische Staatsbahn SNCF.

Zurückhaltend zeigt sich Haselsteiner in der Frage einer Privatisierung der staatlichen ÖBB. "Anders als im Fluggeschäft ist Größe auf der Schiene kein Muss." Die ÖBB hätten andere Themen als dieses zu bewältigen.