ÖBB oder WESTbahn? - Ein Vergleich aus Sicht der Fahrgäste

Der Start der Züge des neuen Anbieters WESTbahn hat grosses Interesse hervorgerufen. Wann fährt man mit der WESTbahn besser, wann mit den ÖBB? – Hier ein Vergleich, zusammengestellt vom Salzburger Verkehrsgeographen Karl Regner.

 

Bericht Salzburger Fenster 

Sowohl die WESTbahn als auch die ÖBB haben ihre Vorteile           Foto: Marcel Manhart

 

 

Wann fährt man mit den ÖBB besser?


• Am Abend, weil die WESTbahn-Züge nicht so lange fahren. Letzter WESTbahn-Zug von Salzburg nach Wien um 19.26 Uhr (bei den ÖBB um 22.01 Uhr).


• Wenn man von Salzburg nach Wien-Innenstadt will, ist man mit dem Railjet schneller und hat stündlich eine Verbindung.


• Wenn man von der Westbahnstrecke auf eine andere Bahnlinie umsteigt, etwa nach Passau oder ins Salzkammergut (mit Vorteilskarte billiger, Anschluss besser) oder wenn man zum Flughafen Wien oder nach Budapest weiterfährt.


• In Vöcklabruck und St. Valentin hält die WESTbahn nicht.


• Für Kleingruppen sind die ÖBB durch den Mengenrabatt „Minimax“ etwas billiger als die WESTbahn mit ihrer Kilometerbank. Mit Einfach-Raus-Ticket (mit REX-Zügen nach Attnang, Wels und Linz, Gmunden, Schärding usw.) sind sie viel billiger.


• Bei Sonderaktionen wie für junge Menschen in den Sommerferien, für Senioren und Seniorinnen, mit der 9-Euro-Karte und 19-Euro-Karte (nur in schwach besetzten Zügen bei Zugbindung und Vorausbuchung).


• Wer eine Vorteilskarte hat, kommt mit den ÖBB billiger nach Wien, wenn man beim Automaten zwei Karten gestückelt kauft: Salzburg – Untertullnerbach plus Untertullnerbach – Wien.


• Für einen Hund zahlt man bei den ÖBB weniger.

 

 

Wann fährt man mit der WESTbahn besser?


• Wenn man keine ÖBB-Vorteilskarte besitzt.


• Wenn man sich mit Kassaschlange und Automat nicht abgeben will.


• Wenn man WLAN immer verfügbar haben will.


• Wenn Damen nicht auf eine Toilette wollen, die auch Männer benützen.


• Wenn man bei jedem Sitz eine Steckdose haben will.


• Wenn man rauchen will.


• Wenn man von Freilassing oder Taxham ohne Umsteigen Richtung Wien fahren will.


• Wenn Kinder bis 15 Jahre allein reisen (sind in der WESTbahn besser im Blick des Personals und fahren ab dem 2. Kind billiger, das 1. Kind oder ein Erwachsener zahlen voll, die anderen Kinder von 6 bis 15 Jahren zahlen 1 Euro).


• Wer auf der Strecke nach Wien oft allein fährt, ist mit der übertragbaren WESTbahn-Kilometerbank besser dran.


• Wenn man um 9 Uhr einen Termin in Wien hat (Salzburg ab 5.26 Uhr, Wien an 8.26 Uhr).


• Wenn Kinder mitfahren und man keine Vorteilskarte Familie hat.


• Leichteres Einsteigen für Alleinreisende im Rollstuhl (Ausnahmen: Attnang, Wels und Freilassing haben noch niedrige Bahnsteige).


• Kaffee und Gebäck gibt es um je 1 Euro.


• Bei Sonderaktionen (falls es sie weiterhin gibt).

Bei der  WESTbahn  ist das Hineinrollen mit dem Rollstuhl ganz einfach, nur in Attnang, Wels und Freilassing  besteht  noch  ein  Höhenunterschied  zum  niedrigen  Bahnsteig                                                                                                           Foto: Marcel Manhart    

Für beide Anbieter gilt:


Zwischen Freilassing und Attnang gelten alle Verbundfahrkarten. So fährt ein Senior von Salzburg nach Attnang um 5,50 Euro, wenn er sich den Verbund-Fahrschein vorher besorgt. Im WESTbahn-Zug ist derzeit nur der Normalpreis von 7 Euro erhältlich.
Die Radmitnahme ist bei beiden nach Reservierung (bei ÖBB im IC-Zug) möglich und kostet gleich viel.


Die Fahrt zwischen Salzburg Hbf und Taxham ist mit jedem Kernzonen-Fahrausweis möglich, die Fahrt nach Freilassing ist mit jeder Verkehrsverbund-Fahrkarte möglich. Wer schon einen Fahrausweis für die Kernzone hat, kann sich am Automaten den Aufpreis für Freilassing um 1 Euro kaufen (Seniorentarif 60 Cent).


Ausländische Erfahrungen zeigen, dass Fahrgäste bei mehreren Anbietern einfach den nächsten Zug nehmen, der kommt. Daher ist es sinnvoll, keine Rückfahrkarten zu kaufen.

 

                    Umfrage zum Bahn-Angebot 

Ab  sofort  ist  auf   www.probahn.at   eine  Umfrage  unter  Fahrgästen freigeschaltet. Damit soll das Zugangebot zwischen Wien und Salzburg verglichen werden: ÖBB-Railjet, ÖBB-IC und WESTbahn-Züge.

Machen Sie mit, aber nur nach getaner Zugfahrt und nicht nach dem „Bauchgefühl“. Es geht um eine faire Beurteilung des Zugangebotes und dessen, was der Fahrgast davon hat. 

 

Eine positive Zwischenbilanz zieht „Westbahn“, die private Konkurrenz der ÖBB zwischen Wien und Salzburg nach der ersten Woche. Die angepeilten 10.000 Passagiere pro Tag erreiche man. Mit dem Umsatz ist man nicht ganz zufrieden. 

Nachdem die ÖBB die Kunden mit besonders günstigen Angeboten lockten, startete auch „Westbahn“ eine Billigaktion - was sich zwangsläufig auf die Einnahmen ausgewirkt hat.

Der „Westbahn“-Zug, der Salzburg kurz vor 9.30 Uhr Uhr jeden Tag verlässt, ist für einen Vormittagszug oft gut ausgelastet. Viele Passagiere schätzen es, dass sie ihre Fahrkarte im Zug lösen können - ohne einen Aufpreis bezahlen zu müssen.

Außerdem kommt es bei Fahrgästen gut an, dass pro Waggon ein Zugbegleiter zur Verfügung steht, sagt Manfred Mader, Pressesprecher von „Westbahn“: „Wir sind mit der Auslastung sehr zufrieden.“


Warum keine Abfallkörbe bei „Westbahn“?

In den ersten Tagen haben sich einige Probleme gezeigt. Die Verantwortlichen bei „Westbahn“ bezeichnen sie als „Kinderkrankheiten“. So bemängeln Kritiker, dass im oberen Stock der Waggons zu wenig Platz fürs Gepäck vorhanden sei. Pressesprecher Mader betont, viele seien von den ÖBB-Railjets gewohnt, dass Gepäck über den Köpfen gelagert werde: „Bei uns läuft das zwischen den Sitzen. Und ganz große Gepäcksstücke kommen im unteren Geschoß auf ein versperrbares Regal.“

Was Fahrgäste in „Westbahn“-Zügen oft vergeblich suchen, das sind Abfallkörbe. Mader sagt dazu, das sei bewusst so geplant: „Den Abfall nehmen unsere Stewards und Stewardessen mit. Damit verhindern wir, dass Waggons verschmutzt werden oder übervolle Abfallkörbe vorhanden sind.“


ÖBB sehen Konkurrenz eher cool

Die ÖBB geben sich betont gelassen, was die neue Konkurrenz betrifft. ÖBB-Sprecher Erich Fercher verweist

Beide Bahnunternehmen haben in den vergangenen Wochen viel Aufmerksamkeit erhalten; nicht zuletzt durch öffentlich ausgetragene Debatten und Konflikte. Bei beiden Unternehmen sind die Manager überzeugt, dass die Zahl der Bahnfahrer duch das neue Angebot generell steigen werde.