SBB schreibt 29 neue, komfortable Triebzüge für einen zuverlässigen Nord - Süd Verkehr aus

Erste Fahrzeuge ab 2017 im Einsatz
Der Nord-Süd Verkehr auf der Gotthardstrecke wird Schritt für Schritt komfortabler, pünktlicher und zuverlässiger: Die SBB hat am 16. April 2012 auf simap.ch die Beschaffung von 29 neuen Triebfahrzeugen für gut 800 Mio. Franken öffentlich ausgeschrieben. Mit den neuen Zügen soll die erwartete Verdoppelung der Nachfrage auf der Nord–Süd-Achse nach der Eröffnung der beiden Basistunnel am Gotthard und Ceneri aufgefangen werden. Sie ersetzen langfristig die heute noch im Einsatz stehenden Neigezüge des Typs ETR 470. Ab Ende 2017 soll das erste neue Fahrzeug das Tessin mit der Deutschschweiz verbinden. Dank ihrer Deutschland- und Italien-Zulassung können die Züge auch in die Zentren unserer Nachbarländer rollen.

Ein "besserer Nachfolger" für den ETR 470 gesucht....                  Foto: Marcel Manhart

 

Die SBB investiert für ihre Kundinnen und Kunden in neue Züge. Auf dem Informationssystem über das öffentliche Beschaffungswesen in der Schweiz hat sie am 16.4.2012 die bereits angekündigte Rollmaterial-Ausschreibung für den Nord–Süd Verkehr publiziert. Für gut 800 Mio. Franken beschafft die SBB 29 einstöckige Triebzüge. Zudem sind Optionsrechte für weitere Fahrzeuge vorgesehen, die später je nach Bedarf eingelöst werden können. Die SBB rechnet mit einer Verdoppelung der Nachfrage auf der Nord–Süd-Achse am Gotthard nach der Eröffnung der beiden Basistunnel am Gotthard und Ceneri. Die neuen Züge ersetzen langfristig die Neigezüge des Typs ETR 470, welche Ende 2014 ausrangiert werden. Die neuen Züge werden ab Ende 2017 schrittweise vor allem im nationalen Nord–Süd-Verkehr auf der Gotthard- und Lötschberg-Linie sowie für die Anbindung der Schweiz an die grenznahen internationalen Zentren eingesetzt.

Konventionelle Züge bringen Fahrplanstabilität

Die neuen Triebzüge bringen für die Kundinnen und Kunden den bestmöglichen Komfort. Sie fahren bis zu 249 km/h und bieten mit bis zu 400 Metern Länge rund 70 Prozent mehr Sitzplätze als die heutigen, 230 Meter langen ETR-470-Kompositionen. Die Züge verfügen über ein Belegungsanzeigesystem innen und aussen sowie eine elektronische Sitzplatzreservierung. Zudem gibt es einen Speisewagen, Ruhe-, Familien- und Businesszonen, Steckdosen an allen Sitzplätzen, neue Repeater für guten Handyempfang und WLAN.

Die SBB setzt auf konventionelle Züge, weil Neigezüge auf der Nord–Süd-Achse nach der Eröffnung des Gotthard-Basistunnels nur Fahrzeitgewinne von wenigen Minuten bringen würden. Für die SBB steht die Stabilität des Fahrplans mit genügend Fahrzeitreserven im Vordergrund. Die Anbieter haben nun ein halbes Jahr Zeit, ihre Offerten für die neuen Triebzüge abzugeben. Darin ist als Option auch ein Angebot für die Instandhaltung durch den Hersteller zu unterbreiten.

Spürbare Verbesserung des Angebotes auf der Gotthard-Achse
Die Fahrzeitverkürzungen, welche dank der beiden neuen Basistunnels erzielt werden können, führen ab 2017 zusammen mit dem neuen, komfortablen Rollmaterial schrittweise zu einer spürbaren Verbesserung des Angebotes am Gotthard. Wie das Angebot auf der Gotthard-Achse ab 2015 aussehen wird, kommuniziert die SBB gemeinsam mit dem Gotthard-Komitee im Frühsommer 2012. Sie ist daran, eine Übergangslösung mit einem möglichst hohen Komfort für die Kundinnen und Kunden zu erarbeiten. Sowohl die Pünktlichkeit als auch die Zuverlässigkeit im Nord–Süd-Verkehr sollen schrittweise verbessert werden.

In den nächsten Jahren investiert die SBB durchschnittlich rund eine Milliarde Franken pro Jahr in neues und modernes Rollmaterial für ihre Fahrgäste. Neben den 29 neuen Triebzügen für den Nord–Süd-Verkehr beschafft sie 59 neue Doppelstockzüge für den Fernverkehr, die vor allem auf der Ost–West-Achse mehr Sitzplätze bringen.

 

Auszug aus simap.ch        (Système d'information sur les marchés publics en suisse)

 

Beschaffung von NEUEN INTERNATIONALEN HOCHGESCHWINDIGKEITSZÜGEN

ALLGEMEINES

Die SBB beabsichtigt für den Betrieb auf ihrem Schienennetz in der Schweiz sowie in Deutschland, Italien und Österreich (EINSATZGEBIETE) gemäss Ausschreibungsunterlagen einstöckige Hochgeschwindigkeitszüge der TSI-Klasse 2 mit Betriebsbewilligung (CH) / Inbetriebnahmegenehmigung (D, A, I) zu beschaffen. Folgende Fahrzeugtypen sind auszuliefern: 200 m Züge (max. Länge in artreiner Doppeltraktion: 400m + 1%), Geschwindigkeitsreihe R, mit zugehörigen Servicekomponenten für Fahrzeugtyp 1 (mit Speisewagen; TYP 1) resp. Fahrzeugtyp 2 (ohne Speisewagen; TYP 2, der Speisewagen aus TYP 1 soll durch einen 2.Klass-Wagen ersetzt werden).

ZIELE SBB / ERWARTETE EIGENSCHAFTEN UND LEISTUNGEN

Das Rollmaterial muss zur Erreichung der Ziele der SBB tauglich sein (Erfüllung der aktuellen Bedürfnisse der Fahrgäste, der betrieblichen Vorgaben bzw. Gegebenheiten, der Marktanforderungen und der kommerziellen Ziele der SBB, Einhaltung des anerkannten Standes der Technik und des neusten Standes der Technik bei sicherheitsrelevanten Bereiche, Teile, Funktionen usw, der Behindertengesetzgebung in den Zulassungsländern, Befolgung der Richtlinie über Interoperabilität und der Eisenbahnsicherheit und die damit verknüpften Rechtsakten, usw.).

Das Rollmaterial muss insbesondere folgende Merkmale erfüllen:
- Höchstgeschwindigkeit von mindestens 249 km/h (für 15/25kV AC) und mindestens 160 km/h (für 3kV DC);
- Hohes Beschleunigungs- und Bremsvermögen;
- Hohe Fahrgastwechselkapazität: Die Leistungsfähigkeit der Türsysteme muss dementsprechend ausgelegt werden;
- Mehrzugsteuerung bis 2-fachTraktion (400 m+1%);
- Schnelle Formationswechsel, Stärken/Schwächen in 2 oder weniger Min., andere Formationswechsel in 3 oder weniger Min.;
- Hohe Sitzplatz- und Gepäckkapazität;
- Ausstattung gemäss dem heute üblichem Komfort. Dazu gehören u.a. Klimatisierung, ansprechendes Innendesign, komfortable 1. Klasse, welche sich auch optisch klar von der 2. Klasse abhebt;
- Umsetzung der Anforderungen aus dem Behinderten-Gleichstellungsgesetz, der AB-EBV und der TSI-PRM. Das Konzept zur Erfüllung der Anforderungen ist für das Hauptangebot, die Variante 1 und Variante 2 anzugeben;
Gewährleistung für Mängel mit Kostenbeteiligung bei Grossrevisionen, Gewährleistung für Serienmängel
- Die minimale Nutzungsdauer soll 25 Jahre betragen. Laufwerke, Traktionsausrüstung und Struktur der Hochgeschwindigkeitszüge sind jedoch auf eine Lebensdauer von 40 Jahren auszulegen
- Den Anbietern ist es überlassen, die optimale technische Lösung bezüglich des Traktionskonzeptes, Fahrwerkes, der Prozesszeiten und Klimaanlage anzubieten.

Im Liefergegenstand ist insbesondere auch vorzusehen:
- Erstbevorratung der Ersatzteile mit Lagerungspflicht als Konsignationslager der Erstbevorratungsmengen beim Anbieter. Der Anbieter hat die 3 nachfolgenden Varianten zwingend anzubieten:
- keine Erstbevorratungsteile bei der LIEFERANTIN
- 5 Jahre Lagerhaltung bei der LIEFERANTIN von strategischen Teilen sowie deren Unterkomponenten
- 10 Jahre Lagerhaltung bei der LIEFERANTIN von strategischen Teilen sowie deren Unterkomponenten

EINSATZGEBIETE
Die Hochgeschwindigkeitszüge werden auf dem schweizerischen, deutschen, italienischen und österreichischen Normalspurschienennetz eingesetzt.

2.5.A
HAUPTANGEBOT  

DIE SBB ERWARTET ALS HAUPTANGEBOT eine OFFERTE FÜR 29 Fahrzeug-Einheiten Hochgeschwindigkeitszüge, einstöckig, 200 m, mit Zulassung (Betriebsbewilligung /Inbetriebnahmegenehmigung) in CH, D, I und A
TOTAL BASISMENGE HAUPTANGEBOT:
29 Fahrzeuge
Für die Bewertung wird folgende Aufteilung verwendet: (19 Fahrzeuge TYP 1, 10 Fahrzeuge TYP 2)

Das Konzept zur Erfüllung der TSI-PRM, des Behinderten-Gleichstellungsgesetzes der Schweiz sowie der jetzigen und zukünftigen AB EBV ist aufzuzeigen (mindestens ein autonomer Einstieg für Personen im Rollstuhl oder mit Rollator von Perronoberkante 550mm aus).

2.5.B
VORGESCHRIEBENE VARIANTE 1 ZUM HAUPTANGEBOT:
Die vorgeschriebene Variante 1 entspricht dem Hauptangebot, mit Ausnahme von:
Das Zustiegskonzept (insbesondere die Einstiegshöhe) ist frei wählbar. Das Konzept zur Erfüllung der TSI-PRM, des Behinderten-Gleichstellungsgesetzes der Schweiz sowie der jetzigen und zukünftigen AB EBV ist aufzuzeigen. Alle andern Anforderungen entsprechen dem Hauptangebot.

2.5 C
VORGESCHRIEBENE VARIANTE 2 ZUM HAUPTANGEBOT:
Die vorgeschriebene Variante 2 entspricht dem Hauptangebot, mit Ausnahme von:
Das Zustiegskonzept besteht aus 100% behindertengerechten Einstiegen (alle Zustiege sind von der Perronkante 550mm aus für mobilitätseingeschränkte Personen autonom zugänglich). Alle andern Anforderungen entsprechen dem Hauptangebot.

2.5 D
Optionsrechte: diese beziehen sich sowohl auf das Hauptangebot, wie auch auf die vorgeschriebenen Varianten 1 und 2 zum Hauptangebot.

Option 1
- 12 Einheiten Hochgeschwindigkeitszüge, einstöckig, 200m, mit Zulassung D-A-CH-I, ABNAHMETERMIN spätestens Ende 1. Quartal 2021 (Fristen und Termine gemäss Ausschreibungsunterlagen). Aenderungen der Stückzahl nach oben oder unten vorbehalten.
   i.)Die Lieferantin hat 3 Preise für die Option 1 anzugeben. Der Preis richtet sich nach den jeweiligen Optionsmöglichkeiten:
   ii.) Preis pro Fahrzeug TYP 1 und TYP 2 bei Einlösung zusammen mit dem Hauptvertrag. FESTPREIS (Pauschalpreis) gestaffelt für Bezug von 1-12 Fahrzeugen
Preis pro Fahrzeug TYP 1 und TYP 2 bei Einlösung der Option bis 2 Jahre nach Unterzeichnung des Werklieferungsvertrages: FESTPREIS (Pauschalpreis) für den Bezug von 1-12 Fahrzeugen
  iii). Preis pro Fahrzeug TYP 1 und TYP 2 bei Einlösung der Option bis zum von der Lieferantin angegebenen spätesten Termin: FESTPREIS mit Gleitpreisformel (= GLOBALPREIS) für den Bezug von 1-12 Fahrzeugen). Die Lieferantin hat den spätesten Zeitpunkt für die Einlösung der Option bekanntzugeben, so dass eine kontinuierliche Produktion möglich ist.
- Die SBB sind frei, die Züge der Option einzeln abzurufen.
- Für die Bewertung werden jeweils 4 Züge (3 Züge TYP 1, 1 Zug TYP 2) der Optionsmöglichkeiten i), ii), iii),- insgesamt also 12 Züge – herangezogen.

Option 2
- 80 Einheiten Hochgeschwindigkeitszüge (ca. 60 FAHRZEUGE TYP 1, ca. 20 FAHRZEUGE TYP 2) einstöckig, 200m, mit Zulassung D-A-CH-I, ABNAHMETERMIN spätestens Ende 2035 (Fristen und Termine gemäss Ausschreibungsunterlagen). Änderungen der Stückzahl nach oben oder unten vorbehalten; die hier mit diesem Vorbehalt angegebene Menge von insgesamt 80 Fahrzeugen wird für die Vergleichbarkeit der Angebote und für die Bewertung nicht herangezogen;
Das Einlösen der Option wird zu einem späteren Zeitpunkt festgelegt.

Option 3
OPTION INSTANDHALTUNG  

Die SBB behält sich vor, die Instandhaltung der FAHRZEUGE, optional für 15 Jahre mit Option auf Verlängerungen, der Lieferantin zu übergeben. Die Lieferantin hat dazu ein Angebot gemäss Ausschreibungsunterlagen ( INSTANDHALTUNGSVERTRAG) einzureichen.
Diese Option wird in die Bewertung miteinbezogen.

ZIELE SBB / ERWARTETE EIGENSCHAFTEN UND LEISTUNGEN
Die INSTANDHALTUNG soll alle Tätigkeiten umfassen, die für den Einsatz der Züge in den EINSATZGEBIETEN während 15 Jahren ab ÜBERNAHME des letzten FAHRZEUGES notwendig sind, insbesondere: Maintenance-Management-System (MMS), koordiniert mit dem Sicherheitsmanagementssystem (SMS) der SBB, Präventive und korrektive Instandhaltung, schwere Instandhaltung, Bereitstellung von Personal, Anlagen und Material für die Arbeiten, Hotline für Betrieb, Führung und Aktualisierung der Fahrzeugakte.

Die Option INSTANDHALTUNG muss insbesondere folgende Merkmale erfüllen:
- Die Instandhaltung muss in Anlagen und mit Personal der Lieferantin erfolgen. Die Lieferantin ist in der Wahl des Standortes frei
- Für die Instandhaltung sind die notwendigen Bewilligungen beizubringen.
- Eignungskriterium für diese Option in Ziffer 3.7 und dazugehöriger Nachweis, siehe Ziffer 3.8.

Es ist von der Lieferantin der spätest mögliche Zeitpunkt zur Einlösung der Option INSTANDHALTUNG anzugeben, der gewährleistet, dass die FAHRZEUGE ab UBERNAHME durch die Lieferantin instandgehalten werden können.

 

Bericht SF Tagesschau vom 16. April 2012