Das Bahnmuseum Albula in Bergün ist jetzt geöffnet

Das Bahnmuseum Albula ist ein Ort für Familien und Bahnliebhaber. Es bietet sowohl Vermittlung und Information als auch Erlebnisse und Aktivitäten. Anhand multimedial inszenierter Räume, interaktiver Installationen, Klangräumen und Simulatoren sowie originaler Exponate vermittelt das Museum historische, kulturelle, wirtschaftliche und aktuelle Aspekte der spektakulärsten aller Schweizer Bahnstrecken, die Teil des UNESCO Welterbes ist.

Am 2. Juni 2012 war es soweit: Das Bahnmuseum Albula in Bergün öffnete seine Türen                                                                                                           Foto: Marcel Manhart

 

 

Die Albulabahn: so aktuell wie eh und je

 

Die Albulabahn fasziniert nicht nur Bahnfreunde, sondern ist auch ein Paradebeispiel für technische und gesellschaftliche Entwicklungen. Diese Vorgänge und Zusammenhänge stellt die Dauerausstellung dar. Das beginnt bei der Alpenüberquerung – für Graubünden als Transitregion hatte der Reiseverkehr schon seit Jahrhunderten eine grosse Bedeutung. Bis die Albulabahn gebaut wurde, galt es viele Schwierigkeiten zu überwinden: die Auswirkungen der Eröffnung der Alpentransversalen in Österreich, Italien/Frankreich und des Gotthardtunnels, die Finanzierung, die Streckenführung in der alpinen Landschaft. Die Technik des Bahnbaus ist exemplarisch für die Errungenschaften vor über hundert Jahren: Tunnel- und Brückenbau, Geologie, Elektrifizierung.

 

Die Bahn wurde als eine Art «Gesamtkunstwerk» gebaut, von der Streckenführung über die Architektur der Stationsgebäude bis zu den Lawinenverbauungen. Unterhalt, Renovierung und Erneuerung stehen in engem Zusammenhang mit der Aufnahme der Bahnstrecke ins UNESCO Welterbe. Die sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Aspekte sind auch heute noch ein Teil der Bahn: die Entwicklung des Fremdenverkehrs und der Hotellerie früher und heute. Die neuen Entwicklung im Verhalten der Feriengäste, in der Landwirtschaft, in der Politik und in der Finanzwirtschaft haben ihre Auswirkungen auf die Entwicklungen in den Regionen.

 

 

Ein Zeichen für Bergün und das obere Albulatal



Das Bahnmuseum Albula ist für den Ort Bergün und die Umgebung mit ihrem familienfreundlichen Tourismus ein Projekt mit Ausstrahlung. Andreas Dürst, Projektleiter und VRP der Bahnmuseum Albula AG: «Es hat unternehmerischen Mut gebraucht, das Projekt Bahnmuseum Albula anzugehen, denn die Investitionen belaufen sich immerhin auf knapp CHF 7 Mio. Heute sind wir sehr froh, dass wir diesen Mut aufgebracht haben. Dank grosszügigen Spenden von Privaten und Institutionen konnten wir in der strukturschwachen Region des oberen Albulatals Zeichen setzen: Bereits der Bau des Museums hat wichtige Mittel in die Region gebracht, denn, wo möglich, haben wir Aufträge an das lokale Gewerbe vergeben. Nun, da das Museum in Betrieb geht, wird es der Region, die bis zu 70 Prozent ihrer Wertschöpfung aus dem Tourismus generiert, helfen, die Prosperität nachhaltig zu steigern.»

 

 

Sammeln, Bewahren und Vermitteln



Das Bahnmuseum im ehemaligen Zeughaus beim Bahnhof Bergün bietet mit seinen multimedialen, illustrativen Inszenierungen und Animationen eine Vielzahl von Erlebnissen für Interessierte aller Art und jeden Alters. Pius Tschumi, Ausstellungsmacher der Firma Kunstumsetzung GmBh: «Ich vergleiche das Bahnmuseum etwa mit einem Volg-Laden: Es hat für jeden etwas – für den eiligen Besucher sind es die atmosphärischen Raumbilder der Dauerausstellung und die flüchtigen Bilder der Wechselausstellung, und für den Interessierten und langsamen Besucher hat es Material, um sich in die Materie zu vertiefen und sich einen ganzen Tag lang im Museum aufzuhalten. Es ist ein echtes Museum, das dem Sammeln, dem Bewahren und dem Vermitteln verpflichtet ist!»

Vom Bahnfan bis zur Schulklasse, im Bahnmuseum Albula finden die verschiedensten Interessens- und Altersgruppen ein spannendes Angebot.

 

Ein Museum voller Erlebnisse! - Highlights aus dem Bahnmuseum

 

Im Zentrum des Museums steht die Bahn. Unter anderem mit folgenden Inszenierungen:

- Das Rhätische Krokodil mit Fahrsimulator: Besucher können im Führerstand der historischen Lok

  mittels originaler Schalter und Hebel virtuell durch das Albulatal steuern.


- Bernhard Tarnutzers Bahnmodell als offene Werkstatt: Die Anlage in Spur 0 (Massstab 1:45)

  zeigt die Gebäude entlang der Albulalinie im Zustand der 1950er und 1960er Jahre. Tarnutzer ist

  häufig in einer offenen Werkstatt anzutreffen, wo er gerne Auskunft über den Bau der Anlage

  gibt.


- Der Topografiesimulator: Überlegungen zu Streckendistanz, Höhendistanz,

  Gesteinsbeschaffenheit, Lawinengefahr, Mindestradien in den Kurven, benötigte Leistung des

  Rollmaterials und Baukosten und so weiter werden anschaulich erläutert.


- Das Schaudepot: Das Schaudepot mit seinen über 600 Objekten ist sowohl Lager als auch

  Werkstatt und beinhaltet Sammlungsgut aus Rollmaterial, Gleisbau und Kommunikationstechnik –

  und ist ein Standort für Basteltreffs, Seminare und Workshops.

 

Stichworte zum Gesamtkonzept

 

Das Bahnmuseum vermittelt mit einem ganzheitlichen Ansatz auch die ganze Komplexität der Bahn, zum Beispiel:


- Geschichte: Graubünden als Transitregion, die Eröffnung der Alpentransversalen in Österreich,

  Frankreich und Italien sowie des Gotthardtunnels, das Ringen um eine Bündner Transitbahn


- Technik: Technischer Fortschritt, Elektrifizierung, Techniken des Tunnelbaus


- Gesellschaft: Die Fremdarbeiter im Tal, die Auswirkungen der Bahn auf die Wirtschaft


- Tourismus: Errungenschaften und Auswüchse des Fremdenverkehrs


- Kultur: Die Architektur der Stationsgebäude, die Entwicklung des Reisens in der Schweiz


- Moderne Entwicklungen: Tourismus, Entschleunigung, Landwirtschaft, Arbeitsplätze, regionale

  Urbanisierung.

 

Angebot für Kinder und Schulklassen


Für Kinder bietet das Museum eine spezielle Reise mit Erlebnispotenzial. Kinder können sich auf eine eigene Tour begeben – wenn sie wollen, in eigens für sie geschneiderten Bahnuniformen und mit Bähnlertasche. Spezielle Billettentwerter weisen ihnen den Weg. Sie erfahren zum Beispiel auf spielerische Weise, warum ein Viaduktbogen aus Stein elastisch ist und dadurch das Gewicht einer ganzen Eisenbahn tragen kann. Oder sie können testen, wie geschickt sie sind, wenn sie virtuell einen Zug bremsen. Ein weiteres Thema ist die Komplexität des Kursbuches und die Kinder können eine ganze Bahnfahrt planen.

Für Kinder und Schulklassen gibt es spezielle Führungen durch die Dauerausstellung. Je nach Schulprogramm wird der Fokus einer Führung durch fachkundige Begleiter anders gelegt, zum Beispiel wird ausführlich über die Elektrifizierung der Schweiz, welche von Hotelpionieren vorangetrieben wurde, berichtet. Für Schulklassen besteht zusätzlich die Möglichkeit von Workshops in Ateliersituation.

 

 

Kalka Shimla, die erste Wechselausstellung


Die erste Wechselausstellung im Bahnmuseum Albula stellt die Kalka Shimla Bergbahn in Nordindien vor. Diese Bergbahn ist auf vielen Ebenen vergleichbar mit der Albula- und Bernina-Strecke. Beide Bahnen wurden im Jahr 2008 als UNESCO Welterbe ausgezeichnet, beide überwinden auf spektakuläre Art Bergstrecken und werden als Alltagsbahnen von der Bevölkerung benutzt. Die Videokünstlerin Sonja Feldmeier war im Auftrag des Bahnmuseums in Indien unterwegs. Gemeinsam mit dem Fotografen Mark Niedermann hat sie zwischen Kalka und Shimla gefilmt und dabei viele Augenblicke, Stillleben und Aperçu festgehalten: Eine Affenfamilie die über den Bahnsteig zieht, ein alter Ballonverkäufer mit seiner bunten Ware, ein Bahnangestellter, der mit dem Pinsel pralle Jutesäcke beschriftet… Wie in einem Puzzle fügt Sonja Feldmeier verschiedene Videosequenzen zu einem Gesamtbild zusammen.

Bergün – ein idealer Standort für Ferien und Ausflüge


Das Bündnerdorf Bergün liegt nicht nur an der UNESCO-Bahnlinie, sondern auch am Weitwanderweg von Thusis nach Tirano, und am Bahnlehrpfad von Bergün nach Preda. Darüber hinaus bietet auch die unmittelbare Umgebung von Bergün eine Vielzahl von Naturerlebnissen. Mit dem Bahnmuseum erhält Bergün eine zusätzliche Attraktion, die sich ganz besonders auch als Schlechtwetteralternative und für Tagesausflüge anbietet. Stündliche Zugverbinden aus dem Unterland, von Davos und dem Oberengadin machen Bergün zu einem gut erreichbaren Ziel, und das Museum präsentiert das ganze Bahnuniversum im Kleinen – für Gross und Klein.

 

 

 

 

Bernhard Tarnutzer gibt gerne Auskunft über den Bau der Anlage Foto: Marcel Manhart

 

Bernhard Tarnutzer vor dem Original  "seiner Albulabahn"           Foto: Marcel Manhart