SBB rüstet auf European Train Control System ETCS um

300 Mio Franken für moderne Zugsicherung

Bis Ende 2017 wird die bestehende Schweizer Zugsicherung auf dem Schienennetz der SBB durch eine zukunftsweisende und europäisch standardisierte Technologie «European Train Control System ETCS» ersetzt. ETCS sorgt einerseits für eine Vereinfachung im Netzzugang für den grenzüberschreitenden Bahnverkehr in Europa, andererseits ist dies die Basis für eine künftige Steigerung der Sicherheit, Kapazität und Zuverlässigkeit im Bahnverkehr. Dafür investiert die SBB über die Leistungsvereinbarung mit dem Bund gut 300 Millionen Franken in die Modernisierung der Zugsicherung. In Airolo wurde heute im Beisein von Vertretern der SBB, des Bundesamts für Verkehr (BAV) sowie den Industriepartnern Siemens Schweiz und Thales der erste von rund 11 000 ETCS-Standorten auf dem Schienennetz der SBB in Betrieb genommen.

Andreas Zünd, Gesamtprojektleiter ETCS Netz Rollout, SBB Infrastruktur, Thomas Oberholzer, Gesamtprojektleiter ETCS Netz, Siemens Schweiz, Gerhard Greiter, CEO Mobility and Logistics / Rail Systems, Siemens Schweiz, Wassim Badran, Leiter Anlagen und Technologie sowie Mitglied der Geschäftsleitung, SBB Infrastruktur, Toni Eder, Vizedirektor und Leiter Infrastruktur, BAV und Urs Huggler, Verkaufsleiter Rail System, Thales Schweiz (v.l.n.r.) bei der Präsentation in Airolo    Foto: Marcel Manhart

 

 

In Airolo wurde am Freitag, 13. Juli 2012 mit der Ablösung der bisherigen Schweizer Zugsicherung durch ein zukunftsweisendes und europäisch standardisiertes Zugsicherungssystem begonnen. Der europäische Standard «European Train Control System ETCS» wird in wenigen Jahren auf dem gesamten Schweizer Schienennetz zum Sicherheitsstandard werden. Das gesamte Investitionsvolumen für die Umrüstung beträgt gut 300 Millionen Franken. Zusammen mit den Industriepartnern Siemens Schweiz und Thales wird die Zugsicherung in den nächsten sechs Jahren an rund 11 000 Signalpunkten ausgewechselt.

 

 

Technologie auf Schweizer Hochleistungsstrecken bereits im Einsatz

 

Die ETCS-Technologie mit Führerstandssignalisierung wird heute bereits auf den Hochleistungsstrecken Mattstetten – Rothrist und im Lötschberg-Basistunnel eingesetzt. Das System ermöglicht das Verkehren von Zügen im Abstand von zwei Minuten bei einer Geschwindigkeit von 200 km/h. Ziel der SBB ist es, ab dem Jahr 2025 das ganze Schweizer Normalspurnetz schrittweise mit «ETCS Level 2» auszurüsten. ETCS Level 2 ermöglicht die Übertragung von Fahrinformationen direkt in den Führerstand des Lokführers. Für die zukünftige Entwicklung im Schweizer Schienenverkehr ist dies von grosser Bedeutung, denn damit kann nicht nur Sicherheit und Zuverlässigkeit weiter verbessert, sondern auch die Kapazitäten im Zugverkehr weiter erhöht werden. Mit ETCS Level 2 können sich Züge dynamisch folgen.



Grundsätze durch Bundesamt für Verkehr definiert

 

Bereits im Jahr 2000 hat das Bundesamt für Verkehr (BAV) die Grundsätze der Strategie zu ETCS in der Schweiz festgelegt und die SBB in diesem Bereich mit der Systemführerschaft beauftragt. In einem ersten Schritt werden bis Ende 2017 sämtliche streckenseitig montierten alten Zugssicherungssysteme des Typs «Signum» und «ZUB» ausgebaut und durch neue ETCS-Technologie ersetzt. Dazu werden im Gleis die gelben ETCS-Balisen montiert. Diese können universell von den bestehenden und den zukünftigen Fahrzeugen gelesen und ausgewertet werden, denn nebst der ETCS-Überwachung ist auch die bisherigen SIGNUM- und ZUB-Überwachung in diesem neuen Datenträger enthalten. Am Freitag, 13. Juli 2012, haben Vertreter der SBB, des Bundesamts für Verkehr, Siemens Schweiz und Thales die erste ETCS-Balise feierlich in Betrieb genommen. «Mit der Inbetriebnahme der ersten Balise wird der Grundstein für die neue Technologie in der Schweiz gelegt», betonte Wassim Badran, Mitglied der Geschäftsleitung von SBB Infrastruktur am Anlass. „Nach harzigem Beginn kann man heute sagen, dass die Einführung von ETCS eine Erfolgsgeschichte war – und dies soll auch in Zukunft so sein“, sagte BAV-Vizedirektor Toni Eder. Die SBB haben das Projekt mit ihren Industriepartnern drei Jahre lang vorbereitet, so dass die Umsetzung effizient und kostenoptimal ausgeführt werden kann.



Geschwindigkeitsüberwachung für mehr Sicherheit

 

Der Ersatz der älteren Zugsicherungssysteme durch die ETCS-Technik bringt viele Vorteile. Mit zusätzlich 50 Millionen Franken werden bis 2020 rund 1700 Signale zusätzlich mit einer Geschwindigkeitsüberwachung ausgerüstet. Dabei steuert die SBB 30 Millionen Franken durch Effizienzsteigerungen bei. Die restlichen 20 Millionen Franken werden über die Leistungsvereinbarung der Jahre 2017-2020 zwischen dem Bund und BAV finanziert. Durch diese zusätzliche Ausrüstung profitieren die Bahnkunden von einem noch höheren Sicherheitsniveau auf dem Schienennetz.

Nach dem Ersatz der streckenseitigen Zugsicherungssysteme wird ab Ende 2017 der Netzzugang in der Schweiz vereinfacht. Davon profitieren alle Eisenbahnverkehrsunternehmen, da ab diesem Zeitpunkt anstelle der bisher benötigten vier Zugsicherungssysteme nur noch ein ETCS-System auf den Fahrzeugen erforderlich ist. Dies reduziert die Kosten der Beschaffung und des Unterhalts der Fahrzeuge beachtlich. Fahrzeuge mit den bisherigen Ausrüstungen können jedoch wie bis anhin weiterhin verwendet und müssen nicht umgerüstet werden.

Da ETCS dem europaweit harmonisierten Standard in der Zugsicherung entspricht, erleichtert der netzweite Wechsel auf die ETCS-Technologie zudem den grenzüberschreitenden Verkehr mit Europa. Die europäische Verkehrspolitik verpflichtet ihre Mitglieder bereits heute, die ETCS-Technologie bei Neubaustrecken anzuwenden. Ebenfalls ist vorgesehen, die europäischen Güterkorridore mit ETCS auszurüsten, um die Verlagerung der Güter auf die Schiene weiter zu fördern. Der Hauptgüterkorridor Rotterdam – Genua, der auch durch die Schweiz führt, soll integral mit ETCS ausgerüstet werden. Dies haben die zuständigen Verkehrsminister in gemeinsamen Erklärungen vereinbart.

 

 

 

 

Freude herrscht....    ....in Airolo!                                                     Foto: Marcel Manhart 

 

 

 

 

Bericht SF Tagesschau vom 13. Juli 2012