SBB verbessert Ergebnis - Verkehrsnachfrage stagniert

In einem anspruchsvollen Marktumfeld hat die SBB im 2012 ein gutes Ergebnis erzielt. Jeden Tag brachte sie 967'000 Reisende und rund 175'000 Tonnen Güter sicher und pünktlich an ihr Ziel. Diese Leistung erbringt das Unternehmen für mehr als 5 Mio. Kundinnen und Kunden auf dem meistgenutzten Bahnnetz der Welt und in stark beanspruchten Bahnhöfen. Das Betriebsergebnis ging wegen sinkender Nachfrage im Personenverkehr und höheren Trassepreisen zurück. Das Konzernergebnis hingegen stieg infolge von einmaligen Effekten auf CHF 422,5 Mio. (+ 83,8 Mio.).

Die verzinslichen Schulden konnten gesenkt werden, sind aber weiterhin hoch. Das gute Konzernergebnis hilft, die weiter stark steigenden Belastungen durch Trasse- und Energiepreise zu bewältigen.

In schwierigem Umfeld gut behauptet - Verschuldung stabilisiert  Foto: Marcel Manhart

 

Das Jahr 2012 war gekennzeichnet durch ein anspruchsvolles Umfeld mit schwächerer Konjunktur, hohem Frankenkurs, Abbau von Industriekapazitäten und rückläufiger Nachfrage im Tourismussektor. Daraus resultierte bei der SBB eine stagnierende Verkehrsnachfrage. Insgesamt beförderte die SBB 967 000 Kundinnen und Kunden pro Tag, etwas weniger als im 2011 (977 000). Diese reisten um 1,2 Prozent weniger weit als im Vorjahr: Die Zahl der gefahrenen Personenkilometer (Pkm) verminderte sich damit von 17 749 auf 17 545 Mio. Dies ist auch darauf zurückzuführen, dass 2012 keine signifikanten Angebotsausbauten realisiert wurden.

 

Der abgeltungsberechtigte Regionalverkehr wuchs weiter, nämlich um 1,6 Prozent auf 4620 Mio. Pkm. Im eigenwirtschaftlichen nationalen Fernverkehr hingegen verminderte sich die Verkehrsleistung um 2,1 Prozent auf 12 925 Mio. Pkm. Vor allem der Freizeitund Tourismusverkehr büsste ein; der Pendler- und Geschäftsreiseverkehr ist weiter gewachsen, wenn auch weniger stark als in den Vorjahren. Der internationale Personenverkehr wuchs um rund 6 Prozent bei den Personenkilometern, insbesondere auf den Strecken Zürich–Paris sowie der «Rheinschiene» nach Frankfurt und weiteren Zielen in Deutschland.

 

SBB Immobilien partizipierte an den hohen Reisendenfrequenzen und der damit verbundenen Nachfrage nach attraktiven Objekten in Zentrumslage mit hervorragender Anbindung an den öffentlichen Verkehr. Ein Beispiel dafür ist die Überbauung Zürich Europaallee; im September konnte die SBB das erste Baufeld eröffnen.

 

Der Güterverkehr war mit der europaweiten Konjunkturschwäche konfrontiert sowie mit dem Abbau von Industriekapazitäten in der Schweiz, namentlich in der Papier- und Metallindustrie. Erschwerend hinzu kam die dreimalige Sperre der Gotthard-Bergstrecke wegen Felsabbrüchen bei Gurtnellen. Entsprechend resultierte im Güterverkehr ein Betriebsverlust. Die Verkehrsleistung von SBB Cargo lag 2012 mit 12 132 Millionen Nettotonnenkilometern -1,7 Prozent unter dem Vorjahr. Die SBB begegnete diesen Herausforderungen mit der konsequenten Ausrichtung des Angebotes im Güterverkehr auf die Stärken der Eisenbahn.

 

Das Netz von SBB Infrastruktur ist 2012 nochmals etwas intensiver genutzt worden. Die Zahl der zurückgelegten Trassenkilometer ist erneut leicht gestiegen, nämlich um 0,3 Prozent auf 165,6 Millionen. Den Unterhalt des Schienennetzes hat SBB Infrastruktur intensiviert. Der Nachholbedarf hat sich plangemäss stabilisiert und beträgt CHF 1,815 Mia. (+ 35 Mio.). Im Berichtsjahr wurden insgesamt 160 Kilometer Fahrbahn erneuert (2011: 150 Kilometer) und die Produktivität durch verlängerte fixe Unterhaltsintervalle gesteigert. Die SBB rüstete zudem den ersten von rund 11'000 Standorten auf das zukunftsweisende europäische Zugsicherungssystem ETCS um.

 

Ertragskraft leicht gesteigert

 

Trotz der insgesamt stagnierenden Verkehrsnachfrage schliesst die SBB gegenüber dem Vorjahr besser ab: Das Konzernergebnis 2012 beträgt CHF 422,5 Mio. (2011: CHF 338,7 Mio.). Einmaleffekte und Rückstellungsauflösungen im Umfang von CHF 93 Mio. haben das Ergebnis gestützt. Bereinigt um diese einmaligen Effekte hat sich die Ertragskraft im Vergleich zum Vorjahr jedoch nur leicht verbessert. Das Konzernergebnis wurde durch das Finanzergebnis gestützt: Dank der tieferen verzinslichen Nettoverschuldung resultierte ein geringerer Finanzierungsbedarf.

 

Das positive Konzernergebnis bildet für die SBB die Basis, um die zukünftig weiter stark steigenden finanziellen Belastungen zu bewältigen. 2013 und in den Folgejahren werden die Trassepreise weiter ansteigen, womit die Kosten für die SBB um rund CHF 250 Mio. erhöht werden. Hinzu kommen steigende Produktionskosten für erneuerbare Energie sowie steigende Zinsaufwände. Die steigenden Trassenpreise sind notwendig, um den Nachholbedarf und erhöhten Unterhalt der Bahninfrastruktur aufzufangen.

 

Investitionen für die Kunden

 

Im vergangenen Jahr hat die SBB die Investitionen mit Verbesserungen für ihre Kunden gegenüber dem Vorjahr stark auf CHF 3206,6 Mio. erhöht ( 2011: 2490,9 Mio. / + 28,7%). Dies ist einerseits zurückzuführen auf sonderfinanzierte Investitionen der öffentlichen Hand wie die Durchmesserlinie oder die schweizerisch-französische Verbindung zwischen Genf und Annemasse (CEVA), andererseits auf hohe Investitionen in Rollmaterial.

 

Der Free Cash Flow betrug nach Finanzierung durch die öffentliche Hand CHF 905,8 Mio. (2011: CHF –5,2 Mio.). Gründe dafür sind in erster Linie der Verkauf von Finanzanlagen und Immobilien sowie weiter verbessertes Cash Management. Verspätete Lieferungen von Rollmaterial und Verzögerungen bei einzelnen Immobilienprojekten bewirkten zudem eine vorübergehende Entlastung. Dank des verbesserten Free Cash Flows konnten die verzinslichen Nettoschulden reduziert werden. Mit CHF 6841,9 Mio. (2011: CHF 7494,4 Mio.) waren sie Ende 2012 allerdings weiterhin auf einem hohen Stand.

 

Ausbau für Sicherheit der Bahnreisenden

 

Der Wert für die Sicherheit war gut, erreichte allerdings die sehr guten Vorjahreswerte nicht ganz. Es wurde getrübt durch mehrere Unfälle, bei denen zwei Mitarbeitende der SBB und vier von Drittfirmen ums Leben kamen. Die SBB engagierte sich in den vergangenen Jahren stark dafür, dass die bestehenden, gut funktionierenden Sicherungssysteme an den kritischen Stellen zusätzlich mit einer Geschwindigkeitsüberwachung ergänzt werden. Ein entsprechendes Programm läuft: Von den 11 000 Hauptsignalen des Netzes sind 3200 bereits damit ausgestattet, 1700 werden in den kommenden Jahren folgen.

 

Zunehmend gefordert ist die SBB beim Schutz von Reisenden und Mitarbeitenden vor Aggressionen. Die Gewaltbereitschaft steigt; gesellschaftliche Entwicklungen machen nicht Halt vor Zugtüren und Bahnhöfen. Um dieser Entwicklung zu begegnen, sind in Fernverkehrszügen konsequent zwei SBB Zugbegleiter im Einsatz. Die Transportpolizei ist gut ausgerüstet und in Bahnhöfen und Zügen sichtbar präsent. Auch sind die Präventionsmassnahmen verstärkt worden.

 

Bei der Pünktlichkeit konnte 2012 die Rate der vermittelten Anschlüsse weiter erhöht werden, und zwar von 97,7 auf 98,3 Prozent. Die Kundenpünktlichkeit – der Anteil der Reisenden, die pünktlich oder mit weniger als drei Minuten Verspätung am Ziel ankommen – erreichte den absoluten Rekordwert von 89,8 Prozent im Jahr 2011 nicht und ging leicht auf 88,0 Prozent zurück.

Die SBB hat 2012 ihr Engagement im Energiesparen und im Klimaschutz weiter verstärkt. Die Wirkung der umgesetzten Energiesparmassnahmen stieg von 145 Gigawattstunden (GWh) auf 183 GWh pro Jahr. Die Verbesserung entspricht dem Jahresverbrauch von 9500 Haushalten. Dank der guten Verfügbarkeit von Wasser stammten 2012 bereits 83,5 Prozent des Bahnstroms aus Wasserkraft. Der CO2 Ausstoss konnte gegenüber dem Referenzjahr 2009 um rund 12 000 Tonnen gesenkt werden, was dem CO2-Ausstoss von über 1800 Haushalten entspricht. Zudem unternimmt die SBB grosse Anstrengungen für die Biodiversität bei der Pflege von Böschungen und Wäldern.

 

Weiterer Angebotsausbau bis 2016

 

Bis 2016 stellt die SBB wichtige Weichen, um für den Zeitraum danach bereit zu sein. Die Kundinnen und Kunden profitieren in den kommenden Jahren von einem schrittweise verbesserten Angebot. Infrastrukturbauten und neue Züge sind die Grundlage dafür. Im Regional- und Fernverkehr wird die SBB neue Doppelstockzüge einsetzen, für den Verkehr mit Italien zeitgemässe ETR-610-Züge anstelle der in die Jahre gekommenen ETR 470 und schliesslich neue Züge für weitere internationale Verbindungen in Betrieb nehmen.

 

Die SBB vollendet zudem grosse Immobilienprojekte wie Zürich Europaallee, den Basler Südpark, La Praille oder den Umbau des Genfer Hauptbahnhofs Cornavin. 2014 geht eine erste Etappe der regional und national bedeutenden Zürcher Durchmesserlinie in Betrieb sowie im Süden die Bahnverbindung zwischen Mendrisio im Tessin und Varese in der Lombardei. 2017 folgt die grenzüberschreitende Verbindung zwischen Genf und Annemasse (CEVA).

 

Die Inbetriebnahme des Gotthardbasistunnels wird weltweite Aufmerksamkeit auf die Schweiz lenken. Für die SBB bildet die Eröffnung des Tunnels einen Meilenstein auf der Fahrt in die Zukunft. Der Gotthardbasistunnel verkürzt den Weg zwischen dem Norden und dem Süden der Schweiz und ermöglicht es, Verkehr von der Strasse auf die Schiene zu verlagern. International ist das Ereignis eine einmalige Chance für die Schweiz, den öffentlichen Verkehr als Verkörperung der Schweizer Werte Zuverlässigkeit und Innovation zu präsentieren.

 

 

 

 

Der SBB Konzern in Zahlen:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bericht SRF Tagesschau vom 26. März 2013