SBB legt Fahrplankonzept auf der Gotthard-Strecke bis 2020 fest

Eine Stunde schneller von der Deutschschweiz ins Tessin und nach Italien

 

Schnellere Verbindungen, mehr Züge: die SBB hat die Fahrzeiten ab Fahrplanwechsel 2016/2017 bis 2020 festgelegt. Die beiden Basistunnels durch den Gotthard und den Ceneri verkürzen die Reisezeit dereinst um rund eine Stunde. Die Fahrt von Zürich nach Lugano wird ab 2020 deshalb weniger als zwei Stunden, diejenige nach Mailand weniger als drei Stunden dauern. Ebenfalls definiert ist das Angebot auf der bisherigen Bergstrecke.

Heute  hat  SBB CEO  Andreas Meyer  in  Bellinzona  über  das  neue  Fahrplankonzept informiert.  Gleichzeitig  hat  er zusammen mit dem Stadtpräsidenten von Bellinzona, Mario Branda das Projekt für den neuen Bahnhof der Kantonshauptstadt vorgestellt. Ab 2016  werden  die  ersten  Reisenden  aus  dem  Gotthard-Basistunnel dieses neu gestaltete Tor ins Tessin nutzen.                                                  Foto: Marcel Manhart

 

 

Wenn der längste Eisenbahntunnel der Welt in Betrieb genommen wird, steht die Schweiz im internationalen Rampenlicht: Ab 11. Dezember 2016 (Fahrplanwechsel 2016/2017) fahren die Züge fahrplanmässig durch den Gotthard-Basistunnel (GBT). Rund drei Jahre später folgt die Inbetriebnahme des Ceneri-Basistunnels (CBT) zwischen Bellinzona und Lugano. Die SBB stellten am 8.8.2013 in Bellinzona erstmals vor, wie gross die Fahrzeitverkürzungen durch die beiden Neat-Bauwerke dereinst sein werden. «Unsere Kundinnen und Kunden stehen vor einem bedeutenden Angebotssprung: In wenigen Jahren rücken die Deutschschweiz und das Tessin näher zusammen», sagte SBB CEO Andreas Meyer. Bis 2020 verkürzt sich die Reisezeit markant [siehe Tabelle oben]. Bereits ab Mitte 2014 gibt es zwischen Lugano und Zürich dank einer besseren Verteilung der Verbindungen teilweise halbstündliche Verbindungen, ab 2020 gilt der durchgehende Halbstundentakt. Die Verbindungen auf der Nord-Süd-Achse werden zudem schrittweise zuverlässiger und stabiler. Die vorliegenden Fahrplankonzepte sind in enger Zusammenarbeit mit den Gotthard-Kantonen, dem Bundesamt für Verkehr und den Partnern in Italien entstanden. Letzte Details werden in den nächsten Monaten geklärt.

 

 

Mehr und schnellere Züge verdoppeln die Zahl der Passagiere

 

«Die Nachfrageströme im Nord-Süd-Verkehr werden sich fundamental verändern», ist Andreas Meyer überzeugt. Heute fahren täglich rund 9000 Personen mit der SBB über den Gotthard. Bis 2025 dürfte sich die Zahl der Reisenden dank der Verdichtung und Beschleunigung des Angebotes mehr als verdoppeln, bereits 2020 rechnet die SBB mit mindestens 15‘000 Reisenden pro Tag – dies insbesondere im Freizeit- und Geschäftsreiseverkehr. Um die zusätzlichen Passagiere transportieren zu können, werden bis 2020 weitere neue Züge beschafft.

 

 

Verbesserungen für Tessiner und grenzüberschreitenden S-Bahn-Verkehr

 

Auch der öffentliche Verkehr innerhalb des Tessins wird weiter verbessert. Durch den Ceneri-Basistunnel rücken Sottoceneri und Sopraceneri näher zusammen. Von Bellinzona nach Lugano schrumpft ab 2020 die Fahrzeit auf knapp 15 Minuten. Zwischen Locarno und Lugano verkehren dann halbstündlich direkte Züge mit einer Fahrzeit von weniger als einer halben Stunde. Bereits ab 2015 beginnt im Mendrisiotto auch eine neue Epoche im grenzüberschreitenden Verkehr: Ab dann soll Varese mit direkten Zügen ab Lugano bzw. Como halbstündlich in das S-Bahn-System TILO eingebunden werden. Die neue Linie S 50 wird das Tessin stündlich mit dem Mailänder Flughafen Malpensa verbinden.

 

 

Stundentakt auf der bisherigen Bergstrecke

 

Neben der neuen Strecke durch den Gotthard-Basistunnel wird die SBB auch künftig die bisherige Bergstrecke betreiben. Das Angebot wurde bereits in Zusammenarbeit mit den Kantonen und dem Bundesamt für Verkehr definiert, die Finanzierung soll bis Ende 2013 geregelt sein. Geplant ist ein stündliches Angebot mit Anschlüssen an den Fernverkehr in Erstfeld, Bellinzona und Lugano. Die InterRegio -Züge ab Basel und Zürich fahren künftig bis Erstfeld, gleichzeitig wird die RegioExpress -Linie von TILO über Biasca hinaus bis dorthin verlängert. Die dafür eingesetzten modernen FLIRT-Fahrzeuge mit Niederflureinstieg, Klimaanlage und grossen Fenstern sind ideal für den Ausflugsverkehr. Neu ergeben sich Direktverbindungen aus der Gotthard-Region und der Leventina bis Lugano, Mendrisio und Chiasso. Am Wochenende sollen einzelne InterRegio -Züge bis Göschenen verlängert werden, mit Anschlüssen an die Matterhorn-Gotthard-Bahn nach Andermatt. Für die Pendler aus Schwyz und Uri wird es künftig morgens und abends den «Innerschweizer Sprinter» geben, eine direkte Verbindung nach Zug und Zürich – ähnlich dem Glarner Sprinter. «Die Bergstrecke hat touristisches Potential, dieses gilt es gemeinsam mit unseren Partnern zu nutzen», so Andreas Meyer. Erste Angebote sind bereits abrufbar unter www.sbb.ch/gotthard.

 

 

Schrittweise Fahrzeitverkürzungen

 

Die Verbindungen werden Schritt für Schritt schneller und komfortabler. Ab der Inbetriebnahme des Gotthard-Basistunnels (GBT) Ende 2016 bis zur Inbetriebnahme des Ceneri-Basistunnels (CBT) gilt vorübergehend ein Baustellenfahrplan. Von 2017 bis 2018 wird die Ostseite des Zugersees gesperrt und die Züge über Rotkreuz umgeleitet, zudem wird die Strecke am Axen saniert. Die Arbeiten am Zugersee betreffen nur die Verbindungen ab Zürich, nicht aber diejenigen ab Basel und Luzern. Ab 2018 sind die Arbeiten am Zugersee abgeschlossen. Ab 2020, wenn auch der Ceneri-Basistunnel in Betrieb genommen wird, profitieren die Kundinnen und Kunden schliesslich vom vollen Fahrzeitgewinn.

Bahnhof Bellinzona: neugestaltetes Tor ins Tessin      Foto ab SBB Bild: Marcel Manhart

 

Bellinzona ist der erste Bahnhof, den die Reisenden nach der Durchquerung des Gotthard-Basistunnels erreichen werden. Und die Tessiner Kantonshauptstadt gehört mit ihren Burgen seit dem Jahr 2000 zum UNESCO-Welterbe. «Für uns war es deshalb klar, dass Bellinzona einen neuen Bahnhof erhalten muss, der dieser doppelten Bedeutung der Stadt würdig ist», sagte Andreas Meyer. Das Erneuerungsprojekt ist deshalb von hoher städtebaulicher Qualität und wurde in Zusammenarbeit mit der Stadt, dem Kanton Tessin und dem Bundesamt für Kultur (BAK) erarbeitet. Der Inbetriebnahme des neu gestalteten Bahnhofs ist für September 2016 vorgesehen.

 

 

 

Bericht SRF Tagesschau vom 08. August 2013