Betriebszentrale Mitte in Olten: Die Arbeiten für das SBB-Herzstück sind auf Kurs

Stadtpräsident Martin Wey und SBB-Betriebsleiter Bruno Stehrenberger enthüllten am 23. September 2013 die frisch angebrachten SBB-Logos auf dem Dach der künftigen Betriebszentrale Mitte in Olten. Rahmen dafür war eine Baustellenführung. Die Arbeiten für das 99-Millionen-Franken-Projekt sind auf Kurs. Ab Ende 2014 kann die SBB das neue Herzstück der Zugverkehrssteuerung schrittweise bis Mitte 2016 in Betrieb nehmen.

SBB Betriebszentrale Mitte in Olten                                                   Foto: © SBB CFF FFS

 

 

Der Bau der Betriebszentrale (BZ) Mitte in Olten schreitet voran. Am 23. September 2013 präsentierte darum das Projektteam an einer Baustellenführung für Vertreterinnen und Vertreter von Stadt, Projektpartnern und Medien den aktuellen Stand der Arbeiten. Martin Wey, Stadtpräsident Olten, und Bruno Stehrenberger, Leiter Betrieb von SBB Infrastruktur, enthüllten dabei gleich eigenhändig die frisch angebrachten SBB-Logos auf dem Dach des 25 Meter hohen Gebäudes.

 

«Wir sind mit den Arbeiten sowohl qualitativ, terminlich als auch bezüglich der Kosten auf Kurs», resümierte Andrés Doménech Nothhelfer, SBB Gesamtprojektleiter, an der Führung. Ende Oktober 2011 starteten die Abbrucharbeiten auf dem Areal der ehemaligen Industriewerke beim Bahnhof Olten. Im Juli 2012 folgte die Grundsteinlegung. Ab Ende 2014 wird das neue Herzstück der Zugverkehrssteuerung schrittweise bis Mitte 2016 in Betrieb genommen. «Der Rohbau ist seit Frühjahr 2013 abgeschlossen, seither läuft der Ausbau», ergänzt Doménech Nothhelfer.

 

Das Herzstück des Gebäudes befindet sich im obersten Geschoss: Der zwischen viereinhalb und sieben Meter hohe Kommandoraum mit seiner prägnanten Glasfront. «Hier entstehen rund 100 Arbeitsplätze, jeder mit bis zu acht Bildschirmen ausgestattet», erklärt José Thürler, SBB Projektleiter Betrieb. «Von diesen lenken und steuern unsere Zugverkehrsleiterinnen und -leiter künftig den kompletten Zugverkehr zwischen Basel, Bern, Brugg und Luzern, inklusive der Zuläufe der beiden NEAT-Achsen Gotthard und Lötschberg».

 

Wie das geht, illustriert Thürler mit einem vereinfachten Beispiel: Die Zugverkehrsleiterin im Kommandoraum klickt mit der Maus auf die gewünschte Weiche. Die Eingabe wird in einem der Rechnerräume verarbeitet, denn anders als in den meisten Büros befinden sich in der BZ die Rechner weder im selben Raum wie der Bildschirm, noch auf derselben Etage. Das sorgt am Arbeitsort für weniger Abwärme und Lärm. Von den Rechnerräumen gelangt die Eingabe in einen der beiden Telekom-Server-Räume, zwei eindrückliche Räume mit je 55 Wandschrankgrossen Server-Kasten, auch sie wiederum auf einer separaten Etage. Von den Server-Räumen wird die Eingabe via den Leitungsausgängen zur Weiche übermittelt. Die Weiche bewegt sich und meldet ihre neue Lage auf umgekehrtem Weg zurück zur Zugverkehrsleiterin.

 

Insgesamt über 3‘000 Weichen und 2‘900 Signale werden künftig so von Olten aus bedient. Um den Kundinnen und Kunden die gewohnt hohe Zugpünktlichkeit bieten zu können, sind eine hohe Zuverlässigkeit und Verfügbarkeit der Anlagen zentral. Deshalb sind alle betriebswichtigen Komponenten der BZ doppelt vorhanden. Zum Beispiel die Rechner- und Telecom-Server-Räume: Wird einer der Räume von einer Störung heimgesucht, übernehmen die Anlagen im anderen Raum. Zum Beispiel die Leitungen nach aussen: Sie verlassen das Gebäude an zwei unterschiedlichen Orten. Würde beispielsweise bei späteren Bauarbeiten im städtebaulichen Entwicklungsgebiet eine Leitung versehentlich getrennt, springt die andere ein.

 

Auch für einen Stromausfall ist die BZ gewappnet. Vier Kleinbusgrosse Generatoren liefern – wenn erforderlich – den nötigen Strom zum Betrieb der Anlagen. Eine ausgeklügelte Lüftung sorgt zudem dafür, dass die Rechner und Server via Umluftkühlgeräte mit einem permanenten Luftzug von unten nach oben gekühlt werden. Rund 350 Mitarbeitende werden im Endausbau in der BZ Mitte arbeiten. Neben den 100 Arbeitsplätzen im Kommandoraum bietet das neue Gebäude weitere 180 Büroarbeitsplätze. Die Kosten das Projekt belaufen sich auf rund 99 Mio. Franken.

 

Vier Betriebszentralen steuern künftig den Bahnverkehr

 

Ab 2016 wird der gesamte Bahnverkehr der SBB aus vier Betriebszentralen (BZ) gesteuert: aus der BZ Mitte, der BZ Ost, der BZ Süd und der BZ West. Die BZ West in Lausanne hat ihren Betrieb Anfang Mai 2010 aufgenommen. Die BZ Ost am Zürich Flughafen ist seit Dezember 2010 in Betrieb. Die BZ Süd in Pollegio ist im Bau. Nach dem Einbau der Technik werden von dort aus ab 2014 die Testfahrten im Gotthard-Basistunnel gesteuert. Die BZ Mitte in Olten geht von 2014 bis 2016 schrittweise in Betrieb.

 

Die SBB bedient auf ihrem Netz Weichen, Signale und Barrieren für täglich rund 10 000 Züge. Diese transportieren pro Tag fast eine Million Menschen und rund 200 000 Tonnen Güter. Damit die Züge sicher an den richtigen Ort gelangen, sind täglich eine halbe Milliarde Schaltvorgänge in den Stellwerken nötig. Als konkretes Beispiel: Allein für eine Zugfahrt von Zürich nach Bern braucht es mehr als 200 000 störungsfreie Schaltvorgänge. Eine moderne, leistungsfähige und störungsarme Stellwerktechnik trägt darum wesentlich zu einer hohen Zugspünktlichkeit bei.