Montag 07. Juni 2010 - Freitag 18. Juni 2010
Drittes und letztes Tramcasting in Zürich: Das Augsburger Tram
Drittes und letztes Tramcasting der VBZ: Vom 7. bis 18. Juni 2010 testen die VBZ ein Tram des Typs „Flexity Outlook“. Das Tram kommt aus Augsburg (D) und ist für zwei Wochen in Zürich zu Besuch. Es wird auf der Linie 11 im regulären Betrieb eingesetzt. Ein solcher Probebetrieb hat bereits diesen Frühling mit einem Combino-Tram aus Bern und im Vorjahr mit einem Tango-Tram aus Basel stattgefunden.
Die VBZ erwarten von diesem Probebetrieb wichtige Erkenntnisse für die Beschaffung einer neuen Tramgeneration. Ab dem 7. Juni wird das beige-grüne Tram zwei Wochen von Montag bis Freitag im
regulären Kursbetrieb auf der Linie 11 unterwegs sein. Die Linie 11 stellt unterschiedliche Anforderungen an das Tram und ist somit für einen Probebetrieb sehr interessant.
Die VBZ erwarten vom Probebetrieb wichtige Informationen darüber, wie sich ein bestehendes Fahrzeugkonzept auf dem VBZ-Netz und im Zürcher Verkehrsalltag verhält. Die Erkenntnisse fliessen in die
Gestaltung der nächsten Fahrzeugausschreibung ein.
Die neue Tramgeneration soll die geplanten Angebotserweiterungen abdecken. Zudem soll sie einen Teil der Fahrzeuge des Typs Tram 2000 ersetzen: Ab 2016 werden die ersten dieser Trams aus dem
Betrieb genommen, die bis dann vierzig Jahre im Einsatz gewesen sein werden.
Öffentliches Probefahren
Das Flexity-Tram aus Deutschland ist nach den Anforderungen und Bedürfnissen der Augsburger Verkehrsbetriebe (Stadtwerke Augsburg) konfiguriert. So ist es beispielsweise schmaler und verfügt über
keine Trittbretter, an die sich Zürcherinnen und Zürcher gewohnt sind. Zudem ist das eingebaute Fahrgastinformationssystem mit dem Zürcher Leitsystem nicht vollständig kompatibel, d.h. es können
im Testbetrieb nicht alle Funktionalitäten genutzt werden. Die neue Tramgeneration – ganz unabhängig davon, welcher Tramtyp aus der späteren Ausschreibung als Sieger hervor gehen wird – wird den
Zürcher Verhältnissen angepasst.
Die Meinung der Kundinnen und Kunden zum Flexity-Tram ist den VBZ wichtig. Sie laden darum ihre Fahrgäste zum öffentlichen Probefahren ein [Fahrplan]: Auf Umfrage-Flyern, die im Tram und an Haltestellen verteilt werden, können Fahrgäste ihre Einschätzungen abgeben. Kundinnen und Kunden, die sich nach dem genauen Einsatz des Flexity-Trams erkundigen möchten, können dies via www.vbz.ch tun oder sich an ZVV-Contact, 0848 988 988, wenden. Foto: Marcel Manhart
Der Standort Zürich-Oerlikon
ist der Hauptsitz von
Bombardier Transportation Schweiz.
Hier entwickeln 550 hochqualifizierte Mitarbeiter Schienenfahrzeuge, Antriebsund Leittechnik für Triebzüge, Loks und Trams.
Damit leistet der Standort Zürich einen wichtigen Beitrag zu Mobilität, Fahrkomfort und Sicherheit im öffentlichen Verkehr.
Bombardier ist auch ein fortschrittlicher Arbeitgeber und es sind übrigens
noch interessante Stellen offen!
Falls sich Zürich für ein Bombardier-Tram entscheidet würde statt des FLEXITY Outlook eine weiterentwickelte Version zum Einsatz kommen: das FLEXITY 2 Tram. Bombardier ist bereit für die neue Tramgeneration für Zürich.
Auf Combino folgt Flexity
Die VBZ brauchen zwischen 30 und 60 neue Trams. Diese sollen 2016 das Tram 2000 ersetzen, dass nach 40 Jahren aus dem Verkehr gezogen wird. Für welches Tram sich Zürich schlussendlich
entscheidet, ist offen. Klar ist nur, bei der nächsten Tramgeneration wird es keine Eigenkreationen wie beim Cobra-Tram geben.
Zur Auswahl stehen drei verschiedene Modelle: Das gelbe Tango-Tram aus Basel, welches im Frühling 2009 getestet wurde und von der Firma Stadler Rail hergestellt wird. Dann gibt es das feuerrote
Combino-Tram, welches in Bern fährt, und dessen Testphase in Zürich letzten Freitagabend zu Ende ging. Und der dritte Kandidat folgt gemäss VBZ-Sprecherin Daniela Tobler bereits nächsten Monat:
«Es handelt sich um das Flexity Outlook-Modell, welches im deutschen Augsburg in Betrieb ist. Vom 07. bis 18. Juni 2010 fährt also während zwei bis drei Wochen ein grün-beiges Tram durch Zürich.»
Beim Bombardier-Tram der Flexity-Familie handelt es sich um ein hundertprozentiges Niederflur-Fahrzeug, welches im bayrischen Augsburg im Einsatz ist. Es ist 40 Meter lang und bietet Platz für
228 Fahrgäste. Wie auch beim Tango- und dem Combino-Tram würden bei einer definitiven Bestellung natürlich auch beim Flexity-Modell Farbe und Ausstattung den Bedürfnissen der VBZ angepasst
werden.
Finanzierung muss noch geklärt werden
Noch ist offen, welches der Testtrams das Rennen macht. Denn die für letztes Jahr geplante Ausschreibung verzögert sich wegen der Wirtschaftskrise. Noch offen ist, wie sich das Sanierungsprogramm
des Kantons Zürich auf die Investitionen des ZVV auswirkt, zu dem auch die VBZ gehören: «Sobald dies klar ist, wird der ZVV dem Verkehrsrat die Investitionsplanung der VBZ präsentieren. Dieser
entscheidet dann, wie viel Mittel zur Verfügung stehen werden. Dies sollte noch dieses Jahr der Fall sein», erklärt ZVV-Mediensprecherin Beatrice Henes.
Danach macht die Stadt Zürich für die VBZ eine internationale Ausschreibung. Nach der Einreichung von Offerten, führt die Stadt eine Evaluation durch, in welche auch die Erkenntnisse aus den
Testfahrten einfliessen. Danach schlägt die Stadt Zürich ein bestimmtes Modell vor, es folgt ein konkreter Antrag an den Verkehrsrat. Der Zeitrahmen für die definitive Bestellung ist noch offen.
Ebenso wie viele Trams tatsächlich bestellt werden.
«Es ist bequemer und ruhiger»
Seit Montag 07. Juni 2010 kurvt ein deutsches Tram durch Zürichs Strassen.
Den Leuten gefällts, wie eine Blitzumfrage von Tagesanzeiger.ch zeigt.
Das VBZ-Tramcasting geht in die letzte Runde. Nach dem Basler Tango und dem Berner Combino testen die Verkehrsbetriebe der Stadt Zürich (VBZ) nun ein drittes Tram. Flexity kommt aus Augsburg und
ist seit heute Montag bis 18. Juni auf Zürcher Schienen unterwegs.
Flexity Outlook, wie das deutsche Tram mit vollem Namen heisst, wird auf der Linie 11 im regulären Betrieb eingesetzt. Bei den VBZ-Fahrgästen kommt das neue Tram gut an. Sie beschreiben es als
«ruhiger», «gemütlich» und «schön».
Vom Probebetrieb erwarten die Verkehrsbetriebe wertvolle Erkenntnisse darüber, wie sich das Tram im Zürcher Verkehrsalltag bewährt. Diese fliessen dann in die Ausschreibung der nächsten Fahrzeuge
ein.
Auch künftig blau-weiss
Dabei geht es jedoch nicht nur um technische Daten. Auch die Meinung der Kunden ist den VBZ wichtig. Darum sind alle Fahrgäste zum öffentlichen Probefahren eingeladen. Auf Umfrage-Flyern können
sie auf einer Skala von eins bis sechs festhalten, wie ihnen das Tram von innen und aussen gefällt.
Nicht zur Debatte steht die Farbe. Das Probetram kurvt beige-grün über Zürcher Schienen. Das Zürcher Tram bleibt jedoch auch in Zukunft blau-weiss. Umstellen müssen sich die Zürcher Fahrgäste
allerdings beim Einstieg. Flexity, eine Neuentwicklung für die Augsburger Stadtwerke, verfügt nicht über die gewohnten Trittbretter.
Ausserdem ist das Testtram schmaler. Weil das eingebaute Fahrgastinformationssystem mit dem Zürcher Leitsystem nicht völlig kompatibel ist, können im Testbetrieb nicht alle Funktionen genutzt
werden.
UPDATE vom 08.06.2010: Flexity-Tram stand nach Bedienungsfehler still
Im Testtram aus Deutschland ist ein falscher Schalter bedient worden. Nach zwei Stunden Unterbruch war es wieder streckentauglich.
Seit gestern fährt das «Flexity Outlook» der Augsburger Verkehrsbetriebe auf der Linie 11 der VBZ. Heute gab es bereits einen ersten Ausfall, wie die VBZ einen Bericht von «Radio 24» bestätigen.
Um kurz vor 15 Uhr blieb es beim Bahnhof Oerlikon wegen einer technischen Störung am Fahrzeug stehen.
«Grund war ein Bedienungsfehler», sagt VBZ-Sprecherin Daniela Tobler auf Anfrage von Tagesanzeiger.ch. Irrtümlich wurde der Schalter für die Zugsicherung betätigt. Dadurch schaltet das Tram in
den Modus, der für den Zugbetrieb gilt. Ein solche Betrieb gilt im Zürcher Tramnetz jedoch nur in den beiden Tunnels. Deshalb blieb das Tram automatisch stehen, so Tobler weiter.
Nach einer Untersuchung und kurzen Testfahrt im Tramdepot reihte sich das «Flexity» wieder auf der Linie 11 ein. Die Unterbrechung dauerte laut VBZ rund zwei Stunden.
Auf der Fahrt mit der Linie 11 von Auzelg - Rehalp und wieder zurück
Ausgangspunkt der 50 Minütigen Reise durch die Stadt Zürich bis Rehalp ist
die Tramstation Auzelg in Zürich Nord Foto: Marcel Manhart
Kurz vor der Haltestelle Messe/Hallenstadion, dicht gefolgt vom nachfolgenden 11-er Tram Foto: Marcel Manhart
Kurz vor der Haltestelle Messe/Hallenstadion, dicht gefolgt vom nachfolgenden 11-er Tram Foto: Marcel Manhart
Der Technologiekonzern Bombardier umwirbt die Zürcher Trampassagiere. An der Linie 11, wo das Flexity-Tram getestet wird, sollen Plakate für einen Sympathiebonus sorgen.
Der Aufwand, den die Tramproduzenten betreiben, um in die Gunst der VBZ zu kommen, ist gross: Testfahrzeuge werden an die Limmat verfrachtet, Tramchauffeure geschult, Angebote massgeschneidert,
Offerten ausgearbeitet. Bombardier geht weiter, und will nun auch die Herzen der Endkunden, der Passagiere, erobern.
An der Linie 11, wo dieser Tage ein Flexity-Tram im Testbetrieb unterwegs ist, prangen Plakate, mit denen sich der Rollmaterialbauer direkt an die Fahrgäste wendet. «Ich bin auch ein Zürcher»,
verkündet da ein dunkelgrünes Augsburger Tram vollmundig in Anlehnung an eine legendäre ZVV-Kampagne. Warum die plötzliche Charmeoffensive?
Ingenieure gesucht
Bombardier suche am Standort Zürich derzeit 55 neue Ingenieure und Techniker, erklärt Stéphane Wettstein, der CEO von Bombardier Schweiz. Sie würden unter anderem für die Entwicklung der
Doppelstock-Intercity-Züge für die SBB benötigt. Bei der Rekrutierung dieser helfe ein höherer Bekanntheitsgrad als Arbeitgeber.
Wettstein stört aber auch, dass Bombardier bei der Auftragsvergabe der SBB immer als «kanadischer Konzern» betitelt wurde. In Wahrheit importiere Bombardier nicht einfach aus Übersee, sondern
betreibe in allen wichtigen Märkten Produktionsstätten, so Wettstein. «Drei Viertel unserer Mitarbeiter sind in Europa tätig.» In Bombardier seien viele Vertreter der traditionsreichen Schweizer
Eisenbahnindustrie aufgegangen, so die frühere BBC, die SLM Winterthur, Schindler Waggon oder die Maschinenfabrik Oerlikon MFO.
550 Mitarbeiter in Oerlikon
Falls sich die VBZ für Flexity-Trams entscheiden sollten, würden diese im waadtländischen Villeneuve gebaut. Drin stecken wird aber auch viel Knowhow aus Zürich. Darauf weist ein zweites Plakat
hin, auf dem die 550 Mitarbeiter aufgeführt sind, die Bombardier am Standort Oerlikon beschäftigt. Rund die Hälfte davon entwickelt Lokomotiven, 170 Personen sind in der Abteilung
Traktionstechnik angestellt. «Das Herzstück eines Bombardier-Trams, der Antrieb, stammt immer aus Zürich Oerlikon», erklärt Wettstein.
Dass ein Hersteller von Flugzeugen, Hochgeschwindigkeitszügen und Trams sich direkt an die Fahrgäste richtet, die nicht zum Kreis der Käufer gehören, dürfte zumindest in der Schweiz eine Premiere sein. Auch wenn CEO Wettstein einen Zusammenhang verneint, ist davon auszugehen, dass hinter der Imagekampagne einiges Kalkül steckt: Bombardier schielt damit auf gute Noten bei der Passagierumfrage, die in den Testtrams durchgeführt werden. Diese Resultate werden gemäss Jacques Baumann von den VBZ auch in die Entscheidung für und wider einen Tramtyp einfliessen.